Themenbereich Alternativmethoden

Das deutsche Tierschutzgesetz legt fest, dass Tierversuche nur durchgeführt werden dürfen, wenn keine Alternativmethoden für den jeweiligen Versuch zur Verfügung stehen. Die zuständigen Behörden und ihre beratenden externen Kommissionen genehmigen einen Tierversuchsantrag nur dann, wenn Wissenschaftler*innen einen Nachweis erbringen können: Forschende müssen belegen, dass das Forschungsvorhaben nicht ohne Tierversuche auskommt und der zu erwartende Nutzen des Experiments das mögliche Leiden des Tieres ethisch rechtfertigt.

Doch was meinen Forschende genau, wenn sie den Begriff Alternativmethode verwenden? Es gibt dafür keine allgemein gültige Definition. Alternativmethoden beschreiben zum einen tierversuchsfreie Methoden, also Ersatzmethoden, wie die Forschung an humanen Organoiden anstatt an lebenden Tieren. Im weiteren Sinne können aber auch Methoden gemeint sein, die eine weniger belastende Alternative zu bisherigen Tierversuchen darstellen. Diese Ergänzungsmethoden sind im Sinne des 3R-Prinzips eine Mischung aus Ersatz (Reduce) und Verbesserung (Refine) des Tierversuchs. Dazu zählen zum Beispiel bildgebende Verfahren wie das MRT, mit denen Tiere wiederholt und [fi£schmerzfrei untersucht werden können. Diese Methode ist schonender als zum Beispiel operative Eingriffe am Tier (Refine). Es werden zudem Tiere eingespart (Reduce), da nicht für jeden Untersuchungszeitpunkt eine neue Gruppe von Tieren benötigt wird. Der Begriff Alternativmethoden wird daher auch oft als Sammelbegriff für Ersatz- und Ergänzungsmethoden verwendet, die in unterschiedlichem Maß die Tierzahlen reduzieren.

Tierversuchsfrei bedeutet nicht zwingend tierfrei

Außerdem gilt es zu berücksichtigen, dass tierversuchsfreie Methoden nicht zwingend tierfreie Methoden sind. Die Zellen für Zellkulturen (ex vivo und in vitro) stammen in einigen Fällen aus Tieren. Auch können Nährflüssigkeiten (Medien), die die Zellkultur am Leben halten, Bestandteile wie fötales Kälberserum (FCS) enthalten, die aus Tieren gewonnen werden. Komplett tierfrei sind die Verfahren erst, wenn menschliche Zellen als Grundlage dienen (humanbasierte Zellkulturen, Organoide) und keine tierischen Zusatzstoffe für ihre Kultur benötigt werden.

Gegenwärtig existiert bereits eine Vielzahl an Ersatz- und Ergänzungsmethoden. Zudem unterstützen und fördern eine Reihe von Institutionen die Entwicklung und Umsetzung weiterer Alternativmethoden. Dazu zählen unter anderen das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Auch die Forschungsinstitute und Wissenschaftler*innen selbst haben ein Interesse daran, neue Alternativmethoden zu entwickeln. Das langfristige Ziel dabei ist es, Tierversuche komplett zu ersetzen. Zum einen aus ethischen Gründen, zum anderen aber auch aus Gründen der Effizienz: Gibt es geeignete Alternativen, sind diese häufig weniger kostspielig und schneller durchzuführen als Tierversuche.

Völliger Verzicht auf Tierversuche noch nicht absehbar

Obwohl zahlreiche Alternativmethoden im Einsatz sind, sind diese noch nicht in der Lage, sämtliche Tierversuche in der Forschung zu ersetzen. Die meisten Alternativmethoden basieren auf Erkenntnissen, die auf vorherige Tierversuche zurückgehen – Es können nur Systeme simuliert und nachgebaut werden, die zuvor komplett verstanden sind. Zudem bilden Alternativmethoden bisweilen häufig nur Teilaspekte der äußerst komplexen Vorgänge im menschlichen Körper nach. Aus diesem Grund wird die Forschung in absehbarer Zeit auf Untersuchungen am lebenden Tier nicht völlig verzichten können.

Regulatorische Alternativmethoden
Förderung und Erforschung von Alternativmethoden
Weitere Beiträge zu Alternativmethoden

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In vivo Verfahren

Ex vivo Verfahren

In vitro Verfahren

In silico Verfahren