#meinwunderpunkt

Patient*innen sprechen über ihren „wunden Punkt“

Der Einsatz von Tierversuchen wird in der Öffentlichkeit kontrovers und emotional diskutiert. Meinungen bilden sich meistens intuitiv. Einer Vielzahl von Menschen ist nicht bewusst, dass für die Erforschung von Krankheiten und der Entwicklung von Therapien für Patient*innen Tierversuche erforderlich sind. Es fehlt an verlässlichen Informationen, Fakten und Hintergründen.

Denn bevor neue Wirkstoffe auf den Markt oder in die klinische Prüfung kommen, sprich, bevor sie am Menschen getestet werden, müssen sie im Tierversuch getestet werden (siehe weitere Informationen zur Medikamentenentwicklung). Mit dem Projekt #meinwunderpunkt lässt die Informationsinitiative Tierversuche verstehen Menschen mit Krankheiten zu Wort kommen, denen durch Erkenntnisse aus der Forschung geholfen wird oder die noch auf neue Durchbrüche in der Forschung hoffen.


Long Covid | Hintergrundinformationen

Interview: Einblick in die aktuelle Forschung

Die Corona-Pandemie hat ein neues Krankheitsbild hervorgebracht. Viele Patient*innen leiden nach einer überstanden geglaubten Covid-19-Erkrankung an Langzeitfolgen. Prof. Dr. Dr. Robert Bals, Direktor der Klinik für Innere Medizin am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg/Saar, bietet seit Juli 2020 eine Sprechstunde an. Mit „Tierversuche verstehen“ spricht er über ein uneinheitlichen Krankheitsbild, mögliche Therapieansätze, die noch ungelöste Frage des Auslösers und welche Rolle Tiere bei der Suche nach Antworten spielen können.

Hier geht es zum Interview.

Grundsätzliches
Symptome
Ursachen
Forschungsstand
Medizinische Behandlung/Therapiemöglichkeiten
Informationen für Betroffene

Long Covid | Die Patientin Dr. Claudia Ellert

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Im Portrait: Dr. Claudia Ellert

Als Triathletin hatte sie vor ihrer Krankheit noch 5000 Kilometer im Jahr auf dem Rad zurückgelegt, ging regelmäßig Schwimmen und Joggen. Etwa ein Jahr nach der Infektion mit dem Covid-19-Erreger schafft Claudia Ellert (49) aus Wetzlar nur noch einen einstündigen Spaziergang am Tag. Sie leidet an den Langzeitfolgen von Covid-19, bekannt als Long Covid. Ihren Beruf als Gefäßchirurgin und leitende Oberärztin am Lahn-Dill-Klinikum in Wetzlar kann sie aufgrund der Erkrankung noch nicht wieder ausüben. Für Außenstehende sieht die Medizinerin zwar nicht krank aus, Long Covid beeinflusst jedoch ihren Alltag auch noch ein Jahr nach der Covid-19-Erkrankung.

Der Leidensweg begann Mitte November 2020. Die akute Infektion mit Covid-19 verlief bei Claudia Ellert mild mit leichten grippeähnlichen Symptomen. Zehn Tage später kam der Geruchs- und Geschmacksverlust hinzu. Claudia Ellert versuchte sich in der Weihnachtszeit im Ski-Langlauf, danach ging es ihr noch schlechter. Es folgten Herzrhythmusstörungen und eine andauernde Erschöpfung, die sogenannte Fatigue.

Etwa drei Monate nach ihrer Covid-19-Erkrankung machten sich weitere Symptome wie Konzentrationsstörungen und Muskelschmerzen bei Claudia Ellert bemerkbar. Inzwischen hatte sie auch eine Rehabilitation gemacht. Eine Therapie oder ein Medikament gegen Long Covid gibt es jedoch noch nicht. Claudia Ellert hatte zu Beginn einen Lungen- und einen Herzspezialisten aufgesucht. Letztendlich hatte sie sich als Medizinerin jedoch dazu entschieden, sich – soweit möglich – selbst um Therapien zu bemühen.

Ihr Alltag hat sich durch die Krankheit komplett verändert. Claudia Ellert musste erst lernen, mit der fehlenden Belastbarkeit, der sogenannten Belastungsintoleranz, umzugehen. Denn zu viel Belastung löst meist wieder Symptome aus, die teilweise zeitlich verzögert auftreten. Um anderen Betroffenen zu helfen, hat Claudia Ellert eine Rehabilitationsgruppe am Lahn-Dall-Klinikum ins Leben gerufen. Außerdem engagiert sie sich bei der Betroffeneninitiative Long Covid Deutschland.

An dieser Stelle möchten wir uns als Initiative Tierversuche verstehen bei Claudia Ellert bedanken, dass sie über ihren Alltag mit Long Covid berichtet hat.

Update vom 15.11.2022: Claudia Ellert arbeitet nach einer längeren Wiedereingliederung inzwischen wieder in Ihrer alten Abteilung im Lahn-Dill-Klinikum in Wetzlar in einem reduzierten Stundenumfang. Die Tätigkeiten sind an ihre derzeitigen Möglichkeiten angepasst. Ihre körperliche Leistungsfähigkeit ist weiterhin eingeschränkt, wobei aktuell Belastungen auf einem etwas höheren Niveau möglich sind.

Cochlea-Implantat | Hintergrundinformationen

Grundsätzliches
Taubheit
Wie funktioniert das Hören?
Wie entstehen Hörstörungen?
Behandlungsmöglichkeiten/Das Cochlea-Implantat
Forschungsstand
Optogenetische Cochlea-Implantate

Wie hört man mit einem elektrischen und einem optischen Cochlea-Implantat?

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Cochlea Implantat | Die Patientin Ines Sonntag

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Im Portrait: Ines Sonntag


Ines Sonntag aus Göttingen wachte eines Morgens auf und konnte auf ihrem rechten Ohr nichts mehr hören. Ein einschneidendes Erlebnis, denn es gab keine Vorzeichen. Sie hatte aus dem Nichts einen fulminanten Hörsturz erlitten. Bis heute weiß Ines Sonntag nicht, was genau zu der kompletten einseitigen Taubheit führte.

Nach verschiedenen Untersuchungen und einem gescheiterten Therapieversuch, erhielt sie 2015 zunächst ein Hörgerät. Es half ihr ein Stück weiter, brachte am Ende aber nicht den gewünschten Erfolg. Ein dreidimensionales Hören war nicht möglich. Sie konnte bei Gesprächen von Gruppen mit Hintergrundgeräuschen kaum Stimmen herausfiltern. Die studierte Biologin ist beruflich auf das Hören angewiesen. Sie musste viele Gespräche führen, auch auf Kongressen, wo Hintergrundgeräusche an der Tagesordnung waren. Auch im Alltag kam des Öfteren zu Situationen, die sie stark verunsicherten, weil sie zum Beispiel Fahrradfahrer von hinten nicht kommen hörte.

2016 erhielt Ines Sonntag an der Universitätsmedizin Göttingen ein so genanntes Cochlea Implantat. Dank dieser Neuroprothese war ein dreidimensionales Hören wieder möglich. Dadurch gewann sie ein Stück Lebensqualität zurück. Das Cochlea-Implantat ermöglicht es ihr seitdem, Gesprächen wieder besser folgen zu können. Dennoch ist das Hören nicht hundertprozentig hergestellt. So hört sie Hintergrundgeräusche um ein Vielfaches lauter als Menschen mit einem gesunden Gehör. Das ist auch ihr Wunsch an eine Weiterentwicklung des Cochlea-Implantats – eine Verbesserung des Sprachverständnisses.

An dieser Stelle möchten wir uns als Initiative Tierversuche verstehen bei Ines Sonntag bedanken, dass sie einen Einblick in ihren Alltag mit dem Cochlea-Implantat gewährt hat.


Morbus Parkinson | Hintergrundinformationen

Interview: Einblick in die aktuelle Forschung

Die Parkinson-Forschung hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Prof. Andrea Kühn von der Charité in Berlin und Prof. Jens Volkmann vom Universitätsklinikum Würzburg gehören zu den führenden Forschenden auf diesem Gebiet.

Im Gespräch mit „Tierversuche verstehen“ sprechen die beiden Forschenden über die Tiefe Hirnstimulation, geben Einblicke in die Entwicklung der Forschung und erklären, warum es in der Hirnforschung noch dauern wird, bis Computermodelle Tierversuche ersetzen.

Hier geht es zum Interview.

Grundsätzliches
Symptome
Ursachen
Forschungsstand
Krankheitsverlauf
Medizinische Behandlung

Tiefe Hirnstimulation | Der Patient Eugen Schneider und seine OP

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Im Portrait: Eugen Schneider


Eugen Schneider (42) kam 2002 aus Kasachstan nach Deutschland. Er lebt mit seiner Familie im Sauerland. Im Alter von 30 Jahren erhielt er nach zahlreichen Arztbesuchen die Diagnose Parkinson. Seine Krankheitsgeschichte ist für einen Parkinson-Patienten eher ungewöhnlich, da die ersten Symptome der Krankheit normalerweise erst sehr viel später im Leben auftreten.

Es begann für Eugen Schneider mit einem Zittern der linken Hand und einer Bewegungseinschränkung der linken Körperhälfte. Diese Einschränkungen nahmen im Laufe der Jahre zu und griffen auf die gesamten Bewegungsabläufe über, sobald die Wirkung der Medikamente nachließ.

Er musste über den Tag verteilt zu acht verschiedenen Zeiten vier verschiedene Präparate einnehmen.

Der Alltag war kaum zu meistern. Die Familie und die Arbeitskolleg*innen halfen ihm, die Diagnose zu verkraften.

Im Juni 2019 suchte Eugen Schneider die Parkinsonambulanz im Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus in Bochum auf. Nach Gesprächen mit den Ärzten und einigen Tests entschloss er sich für einen Eingriff mittels der Tiefen Hirnstimulation. Die Operation erfolgte im Oktober 2019.

An dieser Stelle möchten wir uns als Initiative Tierversuche verstehen bei Eugen Schneider bedanken, dass wir ihn bei der Operation der Tiefen Hirnstimulation begleiten durften und er über seine Krankheit und seinen Alltag mit Parkinson erzählt hat.


ME/CFS | Hintergrundinformationen

Grundsätzliches
Symptome
Ursachen
Forschungsstand/Behandlungsmöglichkeiten
Situation der Patient*innen

Interview: Einblick in die aktuelle Forschung

Die ME/CFS-Forschung gestaltet sich seit vielen Jahren schwierig. Nicht zuletzt, weil es sich um eine Multisystemerkrankung handelt, die die Wissenschaft in vielen Punkten noch vor ein Rätsel stellt. Im Gespräch mit „Tierversuche verstehen“ spricht die US-Forscherin Prof. Nancy Klimas von der Nova Southeastern University in Floridaim Rahmen des Projekts #meinwunderpunkt über ihre langjährige Forschungsarbeit, die Schwierigkeiten einer Diagnose, die zukünftige Bedeutung von Tiermodellen und die Parallelen zu einer Krankheit, die bei US-Soldaten festgestellt wurde, die Anfang der 1990er-Jahre am ersten Golfkrieg teilgenommen hatten.

Hier geht es zum Interview


ME/CFS | Der Patient Manuel Wonhas

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Im Portrait: Manuel Wonhas


Manuel ist 26 Jahre alt und leidet an ME/CFS. Sich selbst bezeichnete er bis vor seiner Krankheit als „Typ, der immer Action braucht“. Manuel war ein Vollblut-Student, hat unglaublich gerne Sport getrieben und hat sich gerne ehrenamtlich engagiert. Sein Ziel war es, einmal zu promovieren. Seinen Bachelor hat er fast abgeschlossen, aber mit dem Auftreten der ersten Symptome konnte er sein Studium nicht weiterverfolgen.

In den Anfangszeiten seiner Erkrankung bekam er über einen Zeitraum von zwei Jahren ca. alle zwei Monate einen 10-tägigen Infekt. Manuel ging zum Arzt. Meist hieß es, er sei nicht ganz gesund, aber auch nicht wirklich krank – ein ernüchternder Zustand für den lebensfrohen 26-Jährigen.

Innerhalb weniger Monate verschlimmerte sich Manuel Zustand drastisch. Er brach nach einer Uni-Vorlesung vor Erschöpfung zusammen und war von den kleinsten Anstrengungen wochenlang ans Bett gefesselt. So ging es mehrere Monate. Ausruhen, eiserne Disziplin, nicht zu viel zu unternehmen, dann eine leichte Verbesserung und zaghafte Versuche, wieder ins Leben zu finden. Dann erneute Überanstrengung und Absturz. Von vorne beginnen.

Seit Oktober 2016 wohnt Manuel wieder zu Hause bei seinen Eltern und ist ein Pflegefall. Wenn er einen guten Tag hat, kann er eine halbe Stunde aktiv sein. Ansonsten ist der 26-jährige bettlägerig. Viele Stunden am Tag liegt er einfach nur da, dann sind die Symptome am geringsten. Mal liest er oder schaut eine Dokumentation, aber nicht länger als 30 Minuten am Stück.

Mit seiner Teilnahme an #meinwunderpunkt will Manuel das Leid aller ME/CFS-Patient*innen, die von der Gesellschaft, dem Gesundheitssystem und der Politik im Stich gelassen werden, thematisieren. Er suchte mit Beginn der ersten Symptome bis heute rund 50 Ärzte auf – keiner konnte ihm helfen.

Mittlerweile wurden bei Manuel einige Co-Erkrankungen, die mit ME/CFS zusammenhängen, offiziell diagnostiziert. Nur dank dieser offiziellen Diagnosen habe er heute einen Behindertenausweis, einen Pflegegrad und eine Berufsunfähigkeitsrente. Nur auf Basis von ME/CFS hätte er wohl keine Hilfe bekommen. Wie so viele andere Patient*innen.

Nachtrag: Die Dreharbeiten haben Manuel körperlich sehr angestrengt, er musste sich 14 Tage von den Anstrengungen erholen. An dieser Stelle möchten wir uns als Initiative Tierversuche verstehen bei Manuel bedanken, dass er über seine Krankheit und seinen Alltag mit ME/CFS berichtet hat.


Wollen auch Sie Ihre Geschichte erzählen?

Mit dem Projekt #meinwunderpunkt lässt die Initiative Tierversuche verstehen Menschen zu Wort kommen, die über ihre Krankheit sprechen und dabei auch über den Einsatz von Versuchstieren in der medizinischen Forschung nachdenken. Haben auch Sie Lust, Ihre Geschichte zu erzählen?

Schreiben Sie uns an: redaktion@tierversuche-verstehen.de

Hinweis: Die Initiative Tierversuche verstehen gibt grundsätzlich keine medizinischen oder therapeutischen Empfehlungen. Insbesondere die Texte des Projekts „Mein Wunder Punkt“ sind nicht als Empfehlungen zu lesen. 

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