Zum dritten Mal legt die Initiative Tierversuche verstehen anlässlich des Tages des Versuchstiers am 24. April den „Kompass Tierversuche“ (PDF) vor. Die umfangreiche und aufwändig recherchierte Broschüre ist eine Navigationshilfe für die Vielzahl von Daten zu Tierversuchen. Die Statistik zu den Versuchstierzahlen in Deutschland wird jährlich vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) veröffentlicht. Was steckt hinter diesen Zahlen- und Prozentwerten? Der „Kompass Tierversuche“ hilft mit übersichtlichen Schaubildern, die Statistiken besser zu verstehen. Erstmals werden Erläuterungen mit Hilfe von Augmented Reality animiert.
Auf knapp 50 Seiten bereitet der Band die Statistiken mit hilfreichen Zusatzinformationen und Grafiken verständlich auf. Dabei liefert der „Kompass Tierversuche“ weitaus mehr als reine Vergleiche zu den Vorjahren. Texte und Darstellungen richten sich vor allem an die interessierte Öffentlichkeit, aber auch an die Fachwelt.
Mit den Versuchstierzahlen für das Jahr 2021 wurde erstmals in der deutschen Statistik eine weitere Gruppe von Tieren erfasst. Es handelt sich um jene Tiere, die zwar zu wissenschaftlichen Zwecken gezüchtet wurden, sich jedoch nicht für den Einsatz in Versuchen geeignet haben und daher getötet wurden. Das hat meist biologische Gründe, birgt jedoch auch rechtliche Unsicherheiten für die Forschung.
Forschungsförderung: Trennung von tierversuchsfreier und tierexperimenteller Forschung nicht sinnvoll
Zu den wiederkehrenden Fragen zählt auch, in welchem Umfang tierversuchsfreie Technologien aktuell finanziell gefördert werden. Der „Kompass Tierversuche“ folgt der Spur des Geldes und erläutert, warum ein Vergleich der Förderung von sogenannten Alternativmethoden und Tierversuchen nicht sinnvoll ist, da sich diese beiden Felder in der Praxis kaum voneinander trennen lassen. Forschungsprojekte in der biomedizinischen und medizinischen Forschung greifen oft auf unterschiedliche Methoden zurück – mit und ohne Tierversuch.
Der Kompass geht ebenso der Frage auf den Grund, worin der Rückgang von gesetzlich vorgeschriebenen (regulatorischen) Tierversuchen begründet liegt, und vergleicht die Situation Deutschlands mit seinen europäischen Nachbarn. Denn die Zahl der Versuchstiere in diesem Bereich sinkt seit vielen Jahren, von 2014 bis 2021 deutlich um mehr als die Hälfte. Die Entwicklung von Medikamenten und Chemikalien muss anhand von Tierversuchen überprüft werden, sofern es keine Alternativen gibt.
Tierversuche in der Krebsforschung
Rund 500.000 Menschen erhalten in Deutschland jedes Jahr eine Krebsdiagnose. Der Kampf gegen die oftmals tückische Erkrankung erfordert einen hohen Bedarf an Forschung. Dabei werden etwa Mäusen Tumore eingepflanzt, was eine schwere Belastung der Tiere vermuten lässt. Der „Kompass Tierversuche“ erklärt, warum die schweren Belastungen in diesem Bereich in Wirklichkeit eher die Ausnahme sind.
Überdies zeigt die Broschüre an ausgewählten Beispielen, welche Fortschritte die Grundlagenforschung in den vergangenen Jahren gemacht hat und dass der Tierschutzgedanke dabei eine wichtige Rolle spielt.
Tierversuche werden in der Öffentlichkeit oftmals sehr emotional diskutiert. Die Initiative Tierversuche verstehen will mit dem „Kompass Tierversuche“ auf eine faktenbasierte und verständliche Art zur öffentlichen Debatte beitragen. Es gibt immer noch viele Mythen, die sich zum Beispiel um das Thema Kosmetika ranken. Der „Kompass Tierversuche“ öffnet hier durch den Einsatz von Augmented Reality buchstäblich den Blick in die Welt der Fakten. Erstmalig bietet die Broschüre anhand von QR-Codes auch vielfältiges Zusatzmaterial auf der Webseite.
Hintergrundinformationen zu den Artikeln:
– „An Tieren getestet“ – ein Auslaufmodell? (S. 10)
– Gezüchtet, aber nicht verwendbar. Und nun? (S. 14)
– Schwere Leiden lindern und verhindern (S. 18)
– Alternativmethodenförderung (S. 21)
– Forschungshighlights in Deutschland (S. 24)