Internationaler Tag des Versuchstiers: Ein Nacktmull im Labor.

Internationaler Tag des Versuchstiers – Medizinischer Fortschritt dank Tieren

Zahlreiche einst tödliche Krankheiten haben für den Menschen ihren Schrecken verloren und sind gut therapierbar. Diese Behandlungsmöglichkeiten sind für uns eine Selbstverständlichkeit. Dabei vergessen die meisten Menschen, dass fast alle grundlegenden Fortschritte in der Medizin auf Ergebnissen beruhen, die durch Tierversuche erzielt worden sind.

Anlässlich des internationalen Tages des Versuchstiers stellen wir Ihnen einige Versuchstiere und ihren Beitrag zu wichtigen Entwicklungen in der Medizin vor.

Mäuse

Mäuse sind die am häufigsten verwendeten Tiere in der Forschung. Viele Krankheiten, unter denen der Mensch leidet, findet man auch bei der Maus – beispielsweise Krebs, Infektionen oder Diabetes. Vieles von dem, was wir heute über die Entstehung von Krebs und Vorsorgemaßnahmen wissen, ist auf die Forschung an Mäusen zurückzuführen.

Foto: Boris Jerchow / MDC

Durch ihre Hilfe konnten die meisten heute üblichen Krebstherapien und -medikamente entwickelt werden. Bei Mäusen können Gene leicht verändert werden. Deshalb sind sie besonders gut geeignet, um die genetischen Grundlagen von Erkrankungen aufzuklären, und um die Wechselwirkungen zwischen genetischer Veranlagung und Umweltbedingungen zu verstehen.

Ratten

Seit rund 200 Jahren werden in der Forschung Ratten genutzt. Damit zählen sie zu den ersten Säugetieren, die für Tierversuche eingesetzt wurden. Sie lieferten den Grundstock unseres Wissens über viele Lebensvorgänge und die neuronalen Grundlagen des Verhaltens.

Foto: Understanding Animal Research

Heute werden die Nagetiere darüber hinaus für die Erforschung von Krebs und Stoffwechselerkrankungen, Wirksamkeits- und Sicherheitsprüfungen von Medikamenten sowie Verhaltensforschung und Ernährungsstudien eingesetzt. Sie helfen dabei, Krankheiten wie Parkinson, Diabetes, Herzinfarkt, und Bluthochdruck besser zu verstehen. Eine entscheidende Voraussetzung für die Entwicklung wirksamer Therapien.

Affen

Ein Affe blickt in die Kamera
Foto: Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN)

Insbesondere in den Neurowissenschaften wird an Affen geforscht, da die Funktionsweise ihres Gehirns der des Menschen sehr ähnlich ist. Erkrankungen wie Depressionen, Schizophrenie und Autismus können an ihnen daher sehr gut untersucht werden.

An Affen werden außerdem die Auswirkungen von Parkinson, Demenz oder Schlaganfällen sowie Infektionskrankheiten wie HIV oder Malaria erforscht, um Medikamente und Therapien entwickeln zu können. Zu den wichtigsten medizinischen Erfolgen, an denen Forschung an Affen beteiligt war, zählen: Impfungen gegen Kinderlähmung, Masern, Röteln und Mumps, Hepatitis B und Diphterie sowie die Entwicklung von Therapien für HIV-Infizierte, Rehabilitationstherapien für Schlaganfallpatienten, die Entwicklung von Bluttransfusionen sowie Therapien für Frühgeburten.

Meerschweinchen

Meerschweinchen zählen zu den ersten Tieren, an denen Infektionskrankheiten wie Tuberkulose und Diphterie näher untersucht wurden.

Meerschweinchen fressen
Foto: Understanding Animal Research

Zahlreiche große Forschungserfolge wurden durch die Arbeit an Meerschweinchen erst möglich: 1901 erhielt der Arzt Emil von Behring den ersten Nobelpreis für Medizin für seine Erforschung des Diphtherie-Erregers. 1905 wurde der Mediziner Robert Koch für seine Entdeckungen im Bereich der Tuberkulose mit dem Preis geehrt. Durch die Entwicklung von Impfstoffen gegen diese Krankheiten haben Behring und Koch bis heute vielen Millionen Menschen das Leben gerettet.

Zebrafisch

Der Zebrafisch ist heute nicht mehr nur als Zierfisch bekannt, sondern auch als Forschungsmodell. Viele Fragestellungen lassen sich deshalb so gut an ihm untersuchen, weil sich die durchsichtigen Eier des Fisches außerhalb des Mutterleibs entwickeln. Dadurch können die Forscher die Entwicklung der Zellen und Organe gut beobachten, ohne die Embryonen verletzen zu müssen.

Zebrafische

Außerdem besitzt der Fisch eine erstaunliche Selbstheilungsfähigkeit: Ihm wachsen abgetrennte Flossen nach, er kann das Herz-Muskelgewebe um bis zu 20 Prozent erneuern, teilweise heilen bei ihm sogar Nieren- oder Rückenmarksverletzungen und er kann neue Nervenzellen aus neuronalen Stammzellen bilden.

Frettchen

Foto: Understanding Animal Research

Das Frettchen ist ein geeignetes Tier, um Grippeviren zu untersuchen. Da die Infektion sehr ähnlich wie im Menschen verläuft, untersuchen Forscher an den Tieren altersbedingte Anfälligkeit sowie Entwicklungsprozess, Übertragungswege und Varianten einer Infektion. Indem Frettchen Anti-Serum vergangener Grippe-Infektionen übertragen wird, simulieren Forscher eine natürliche Infektion und können so verschiedene, auch neue Virenstämme differenzieren. Diese Erkenntnisse bilden die Grundlage für die Entwicklung neuer Grippe-Impfstoffe.

Katzen

Foto: Understanding Animal Research

Durch Versuche mit Katzen haben wir heute ein besseres Verständnis von Emotionen, Herzkrankheiten, Diabetes, Taubheit, Sehstörungen und Rückenmarksverletzungen. Ihr feines Gehör, ihr präzises Sehvermögen sowie ihr ausgeprägter Räumlichkeits- und Gleichgewichtssinn machen die Katze besonders für die Erforschung sensorischer Systeme interessant.

Weitere Bereiche, in denen Katzen für die Forschung eingesetzt werden, sind die Alterungsforschung und Untersuchungen der Lernfähigkeit. Katzen eignen sich dafür besonders gut, weil sie verglichen mit anderen Tierarten eine hohe Lebenserwartung haben sowie über eine scharfe Wahrnehmung und ein ausgezeichnetes Erinnerungsvermögen verfügen.

Hunde

Ein Tierpfleger spielt mit zwei Hunden.
Die Forschung an Hunden brachte den Durchbruch in der Diabetes-Forschung. Foto: Understanding Animal Research

Herzschrittmacher, Herztransplantation und künstliche Herzklappen würde es ohne Versuche an Hunden vermutlich nicht geben: Forscher implantierten Hunden die ersten Herzklappenmodelle in den 1950er-Jahren. Die Modelle wurden verbessert, bis sie 1961 schließlich erstmals auch einem Menschen eingesetzt werden konnten.

Parallel zu dieser Entwicklung ging die Forschung an Herzklappentransplantationen voran: In den frühen 1970ern wurden Hunden erstmals sogenannte Xenotransplantate von Kälbern, Ziegen, Schweinen und Schafen eingesetzt. Dieses Verfahren wurde mittlerweile auf den Menschen übertragen und damit sind Mediziner in Spezialfällen nicht mehr auf die nur unzureichend vorhandenen Spenderorgane von Menschen angewiesen.

Mit Hilfe von Hunden wurden zudem das Diabetes-Medikament Insulin sowie zahlreiche Impfstoffe entwickelt.

Nacktmulle

Foto: Laura-Nadine Schuhmacher, Universität Cambridge

Nacktmulle sind sehr viel schmerzunempfindlicher als andere Säugetiere. Entzündungen, Verletzungen oder Temperaturreize machen ihnen nicht viel aus. Aus diesem Grund sind sie für Wissenschaftler besonders interessant: Sie erforschen an ihnen neue Therapien für Patienten mit chronischen Schmerzen für eine bessere Lebensqualität. Davon profitieren zum Beispiel Rheuma- und Schlaganfallpatienten. Da der Nacktmull extrem selten an Krebs erkrankt, ist er außerdem ein wichtiges Versuchstier in der Krebsforschung.

Stockenten

Mit Hilfe der Stockente können Wissenschaftler die Ausbreitung der Vogelgrippe besser vorhersagen. Mit sogenannten Sentinel-Enten sind sie in der Vergangenheit beispielsweise dem gefährlichen Influenza-Virus H5N8 schnell auf die Spur gekommen.

Das Monitoring der Viren-Ausbreitung hilft dabei, Epidemien einzudämmen und zum Beispiel Hausgeflügel in Freilandhaltung rechtzeitig durch vorübergehende Stallhaltung zu schützen. Sollten sich die zirkulierenden Virenstämme in eine Zoonose verwandeln, sich also Menschen damit anstecken, sind sie durch die Messung der Viruslast bei Stockenten rechtzeitig gewarnt.

Weitere Fakten zu einigen Tierarten finden Sie auch in unseren Factsheets im Downloadbereich.

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