Zahlen und Fakten (Druckversion)

Aktuelle Versuchstierzahlen in Deutschland

In Deutschland stieg die Zahl der Tiere, an denen Experimente für die medizinische Forschung durchgeführt von 2002 bis 2013 kontinuierlich an: 2013 wurden 2,9 Millionen Versuchstiere registriert, 36 Prozent mehr als noch 2002. Zu berücksichtigen ist, dass es seit 2014 eine veränderte Zählweise gibt, wodurch die Zahl mit den Vorjahren schwer vergleichbar ist (vgl. Erläuterungen im untenstehenden Text). Seit dieser neuen Zählweise pendeln sich die Zahlen zwischen 2,8 und 2,9 Millionen Versuchstieren auf einem relativ gleichbleibendem Niveau ein. Die aktuellsten Zahlen aus 2019 sind mit 2,9 Millionen Versuchstieren im Gegensatz zum Vorjahr leicht um 2,7 Prozent angestiegen.  Versuche im engeren Sinne werden 2019 an rund 2,2 Millionen dieser registrierten Tiere durchgeführt. Die anderen knapp 700.000 Tiere werden getötet, um ihnen Zellen, Gewebe oder Organe für wissenschaftliche Zwecke zu entnehmen. Das zählt laut Deutschem Tierschutzgesetz nicht als Tierversuch, sofern vorher keine weiteren Eingriffe an den Tieren vorgenommen wurden.

Veränderte Zählweise

Seit 2014 werden mehr Tierversuche erfasst, weil im Vorjahr die Richtlinie 2010/63/EU der Europäischen Union auch in Deutschland eingeführt wurde und sich damit die Zählweise verändert hat. Die neue Verordnung erweiterte die Meldepflicht für Versuchstiere und für bestimmte Tiergruppen. So wurden beispielsweise bis 2013 alle Tiere erfasst, mit denen ein Versuch begonnen wurde. Seit 2014 müssen Forscher die Zahl der Versuchstiere hingegen erst dann melden, wenn sie den Versuch abgeschlossen haben. In der Übergangszeit sind daher einige Tiere mehrfach in die Versuchstierstatistik eingegangen. Eine weitere Änderung betrifft die Zählung transgener Tiere: Bisher wurden Zuchttiere in der Statistik nicht berücksichtigt, seit 2014 werden sie hingegen teilweise mitgezählt. Dadurch ist laut Statistik die Zahl gestiegen, obwohl nicht mehr Tiere eingesetzt wurden. Die Daten für 2014 sind daher nur eingeschränkt mit den Zahlen der Vorjahre zu vergleichen.

Einsatzbereiche der Versuchstiere

Die meisten Versuchstiere werden in der Grundlagenforschung benötigt. Seit 2000 ist ihre Zahl kontinuierlich gestiegen. 35 Prozent der Tiere werden 2019 für Experimente in diesem Bereich eingesetzt. Weitere 10 Prozent beansprucht die sogenannte translationale und angewandte Forschung. Das sind Forschungsprojekte mit einem direkten Bezug zu bestimmten Erkrankungen. 24 Prozent der Tiere werden getötet, damit ihnen Gewebe oder Organe für wissenschaftliche Zwecke entnommen werden können. Häufig ist das die Grundlage für so genannte Alternativ- und Ergänzungsmethoden, mit denen langfristig die Zahl der Tierversuche reduziert werden soll. Zudem werden Versuchstiere für gesetzlich vorgeschriebene Sicherheitstests, Qualitätskontrollen und Giftigkeitstests eingesetzt (16 Prozent). Diese sind beispielsweise eine Voraussetzung für die Zulassung von Medikamenten.

Tierversuche sind vorgeschrieben

In etwa 20 deutschen und europäischen Gesetzen und Verordnungen sind Tierversuche verbindlich vorgeschrieben. Dazu gehören die Gesetze für Arzneimittel, Chemikalien, Futtermittel, Gentechnik, Infektionsschutz, Lebensmittel- und Bedarfsgegenstände, Pflanzenschutz und Tierseuchen. Während Tierversuche für wissenschaftliche Zwecke von den zuständigen Behörden genehmigt werden müssen, müssen gesetzlich vorgeschriebene Tierversuche lediglich gemeldet werden.

Alle Personen, die mit Versuchstieren umgehen und Versuche durchführen, müssen eine spezielle Ausbildung nachweisen. Das gilt für Tierpfleger*innen und Tierärzt*innen, für Wissenschaftler*innen und Mitarbeiter*innen, die die Tierversuche durchführen, sowie für die verantwortlichen Versuchsleiter.

Alternativen

So häufig wie möglich wählen Forscher*innen Methoden, die ohne Versuchstiere auskommen. Universitäten, Wissenschaftler*innen und Fachbehörden verstärken die Suche nach alternativen Methoden, die Tierversuche ersetzen. In vielen Labors gehören sie bereits zum wissenschaftlichen Alltag.

Diese Entwicklung verläuft ganz im Geist der Basler Deklaration von 2010. Darin verpflichteten sich Wissenschaftler*innen im In- und Ausland auf das so genannte „3R-Prinzip“: Die englischen Begriffe Replace, Reduce, Refine stehen für das Bemühen, Tierversuche zu vermeiden, dabei möglichst wenige Versuchstiere einzusetzen, die Belastung für die Tiere zu verringern und ihre Lebenssituation zu verbessern.

Vor allem die Grundlagenforschung wird jedoch auf absehbare Zeit nicht auf Tierversuche verzichten können. Die Zusammenhänge im Organismus von Lebewesen sind viel zu komplex, als dass sie mit den bis jetzt entwickelten Alternativmethoden erforscht und erklärt werden könnten.

In der Basler Deklaration hat sich die Wissenschaft selbst verpflichtet, mit der Öffentlichkeit einen intensiven und vorurteilsfreien Dialog über Tierversuche zu führen.

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