Versuchstierzahlen in den Bundesländern 2020 – Factsheet

In Deutschland wurden 2020 – trotz intensiver Corona-Forschung – nach Angaben des Bundesministeriums für Risikobewertung (BfR) mit 2.533.664 deutlich weniger Versuchstiere (- 13 %) eingesetzt als im Vorjahr (2019: 2.902.348  Tiere). Die Initiative Tierversuche verstehen hat wie in den Vorjahren die Versuchstierzahlen für die einzelnen Bundesländer analysiert und in einem jetzt veröffentlichten Factsheet wieder übersichtlich aufbereitet.

Das aktuelle Bundesländer-Factsheet (PDF) auf Basis der gerade veröffentlichten Versuchstierzahlen für das Jahr 2020 zeigt Trends und Besonderheiten in den 16 Bundesländern und bietet eine umfangreiche Zusammenfassung verlässlicher Daten, Fakten und Grafiken.

Corona-Pandemie sorgte für Einschränkungen

Die Corona-Pandemie hat seit Frühjahr 2020 trotz der Entwicklung und Testung von Impfstoffen sowie Covid-19-Medikamenten auch in der biomedizinischen Forschung für Einschränkungen gesorgt. Forschungseinrichtungen unterlagen Lockdown-Beschränkungen und Homeoffice-Vorschriften, die sich je nach Bundesland und Infektionsgeschehen unterschieden. Forschungsvorhaben gerieten dabei ins Stocken – und mit ihnen auch Versuchsvorhaben mit Tieren.

Deutlich wird in der Statistik, dass jedes Bundesland eine individuelle Forschungslandschaft besitzt. So sind in manchen Bundesländern mehr Forschungsinstitute oder pharmazeutische Industrie angesiedelt als in anderen. Ebenso verhält es sich zum Beispiel mit Hochschulen und angeschlossenen Universitätskliniken. Ein Ranking der Bundesländer anhand der Gesamtzahl der Versuchstiere ignoriert diese Unterschiede.

Das Factsheet geht auf die Besonderheiten ein. Es zeigt beständige Trends wie auch jährliche Abweichungen in den Bundesländern auf. So sinkt in Berlin die Zahl der Versuchstiere trotz einer starken biomedizinischen Forschungslandschaft seit 2014 kontinuierlich. In Sachsen hingegen ist die Zahl der Versuchstiere im gleichen Zeitraum angestiegen; das Bundesland verzeichnet einen besonders hohen Anteil von Grundlagenforschung und Erhaltungszuchten genetisch veränderter Tiere im Vergleich zum Bundesdurchschnitt bedingt durch die Zusammensetzung seiner Forschungseinrichtungen.

Versuche mit hohen Tierzahlen sorgen für jährliche Schwankungen

Ein wesentlicher Grund für jährliche Schwankungen können Forschungsprojekte mit hohen Tierzahlen sein. Beispiel Bayern: Dort war im Jahr 2019 noch eine hohe Zahl an Fischen in Projekten zum Testen von fischfreundlichen Wasserkraftanlagen und Fischtreppen im Einsatz; schon 2020 ging die Zahl der Versuchstiere in diesem Bereich wieder stark zurück.

Eine erklärungsbedürftige Besonderheit bietet die Statistik in Bremen. Diese weist im Zeitraum zwischen 2014 und 2020 keine Versuche mit Affen aus, obwohl dort derzeit auch Versuche mit Affen stattfinden. Hintergrund für die Nichtmeldung dieser Tiere ist eine neue Versuchstiermeldeverordnung, die seit 2014 in Kraft ist. Diese verschiebt nun die statistische Erfassung der Tiere. Sie werden nun erst dann gemeldet, wenn ein Versuchsvorhaben beendet ist. Auch in Sachsen-Anhalt finden derzeit Versuche mit Affen statt (2019: 7 Tiere gemeldet), die aber erst mit dieser verschobenen Meldung statistisch erfasst werden.

Tierversuchsfreie Methoden sorgen für Rückgang der Versuchstierzahlen

Bei regulatorischen Tests (Qualitätskontrolle, Giftigkeitsprüfungen, etc.) wurden in Bremen 2020 tatsächlich keine Tiere eingesetzt. Bei diesen gesetzlich vorgeschriebenen Kontrollen sind Tierversuche bundesweit seit Jahren aufgrund des vermehrten Einsatzes tierversuchsfreier Methoden auf dem Rückgang. Auch Hamburg und Niedersachsen verzeichneten 2020 ein sehr starkes Minus an Tierversuchen in diesem Bereich. Vermutlich weil an den Standorten des öffentlich stark in die Kritik geratenen Auftragsforschungsunternehmens LPT (zuletzt „Provivo Biosciences“) in den beiden Bundesländern 2020 kaum noch regulatorische Tests durchgeführt wurden. Das Unternehmen hat Ende 2021 bekanntgegeben sich von allen Standorten (Hamburg, Niedersachen, Schleswig-Holstein) zurückzuziehen.

Die Initiative Tierversuche verstehen will mit ihrer detaillierten Analyse einen Beitrag zu einer faktenbasierten Diskussion in Deutschland leisten.

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