(M)ausgezeichnet!: Medienpreis für facettenreiche Beiträge

Die Informationsinitiative Tierversuche verstehen hat die Preisträger*innen des Medienwettbewerbs „(M)ausgezeichnet!“ in einer kleinen digitalen Feier geehrt. Kathrin Burger (taz), Uwe Springfeld (SWR 2) sowie Nele Rößler, Maja Bahtijarević und Lucie Kluth (alle NDR) erhalten gleichrangig ein Preisgeld in Höhe von 1.200 €. Die Initiative würdigte damit die Berichterstattung über Tierversuche und tierversuchsfreie Technologien. Die Jury lobte die Beiträge der Preisträger*innen für ihre Sachlichkeit, die breite Recherche und eine facettenreiche Herangehensweise an das oft emotional diskutierte Thema.

Uwe Springefeld Foto: David Springfeld

Der freie Journalist Uwe Springfeld hat sich als Teil der Reihe „Schwerpunkt Wissen: Das Tier und wir“ in dem  SWR2-Hörfunk-Feature „Laborratten und Versuchskaninchen“ von den rechtlichen Grundlagen ausgehend einem der wichtigen Gründe für Tierversuche genähert – die Betrachtung des tierischen Organismus als Modell für den menschlichen Körper. Weil nicht jeder Tierversuch sich 1:1 auf den Menschen übertragen lässt, ist die Notwendigkeit von Tierversuchen eine Ermessensfrage. Die Abwägung, ob Tierversuche notwendig sind oder nicht, prägt nach Springfelds Ansicht die kontroverse Diskussion. Uwe Springfeld hat sich für das Feature eine Reihe an Gesprächspartnern gesucht. Dazu zählen Experten wie Prof. Stefan Hippenstiel von Charité 3R und der Hirnforscher Prof. Andreas Kreiter.  Aber auch Kritiker wie Robert Porzel vom Verein Ärzte gegen Tierversuche kommen zu Wort. Am Ende steht eine vielschichtige Darstellung des Themas.

Jury-Urteil: „Der Beitrag führt durch die verschiedenen Stimmen sehr abwechslungsreich an das Thema Tierversuche heran und nimmt die Auffassung vom „gewöhnlichen Bürger“ mit auf. Außerdem räumt der Beitrag mit vielen im Netz bekannten Beispielen zu Tierversuchen auf und erläutert Hintergründe allgemeinverständlich. Die Auswahl an Beispielen für und wider Tierversuche ist sehr ausgeglichen und der Hörer oder die Hörerin wird abgeholt und durch einen guten roten Faden durch den Beitrag geführt.“

Organoide: Hoffnungsträger mit Grenzen

Kathrin Burger Foto: privat

Auch die freie Journalistin Kathrin Burger hat für ihre beiden Artikel „Vom Leid der Mäuse“ und „Ersatz für Maus und Ratte“, die auf der taz-Wissenschaftsseite „Fortschritt“ erschienen sind, viele unterschiedliche Stimmen eingeholt. Sie hat sich sehr intensiv mit dem Thema befasst und gründlich recherchiert. In beiden Artikeln kommt sie zu dem Schluss, dass Organoide zwar berechtigte Hoffnungsträger als Alternative zu Tierversuchen sind. Sie stoßen jedoch zum Beispiel in der Krebsforschung an Grenzen, weil sie die komplexen Wechselwirkungen zwischen Zelle und dem Gesamtorganismus nicht gänzlich abbilden können.

Jury-Urteil: „Beide Beiträge werden als Gesamtpaket als Gewinner ausgewählt aufgrund der vielen und gut recherchierten Quellen, die zu einem verständlichen Gesamtbild des Themas Tierversuche führen. Es werden Alternativen zu Tierversuchen aufgezeigt und eingeordnet, aber auch ihre Probleme und Grenzen diskutiert, wie zum Beispiel bei den gesetzlichen Regelungen. Wissenschaftliche Zusammenhänge und Fachbegriffe werden gut erklärt und eingeordnet bei einer sachlichen Darstellung des Themas.“

Frage nach emotionalen Konflikten

Nele Rößler Foto: Raphael Heygster

Die Wissenschaftsjournalistin Nele Rößler hat mit Maja Bahtijarević und Lucie Kluth als jeweilige Gesprächspartnerinnen im NDR-Wissenschaftspodcast „Synapsen“ unter anderem mit Forscher*innen, Tierschützer*innen und Ethiker*innen gesprochen. In der Podcast-Folge „Vom Wert der Tiere“ geht es um Kriterien für Tierversuche und Tierleid oder wie weit innovative Ersatzmethoden wie Organ-on-a-chip-Technologie und 3D-Modelle des menschlichen Gewebes sind? Wissenschaftsjournalistin Nele Rößler hat in Plön und Göttingen Forscher*innen besucht, die Tierversuche durchführen und sie nach emotionalen Konflikten befragt. Sie hat mit Ethiker*innen und Tierschützer*innen gesprochen und erzählt im Gespräch mit Podcast-Host Maja Bahtijarević, wie sich das Thema historisch gewandelt hat, wie es in anderen Ländern gehandhabt wird – und was all das mit unserer Einstellung zur Massentierhaltung zu tun hat.

Maja Bahtijarević Foto: privat

Die Podcast-Folge „Replace, Reduce, Refine“ knüpft an dieses Thema an. Es geht um die Frage, ob sich durch den Einsatz von Organoiden die Zahl der Versuchstiere spürbar senken lässt. Nele Rößler hat sich die Herstellung künstlicher Herzmuskel und deren Grenzen erklären lassen. Im Dialog mit Host Lucie Kluth erläutert sie, was die Body-on-a-chip-Technologie, also auf einem Chip nachgestellte Mini-Organe, leistet. Sie geht zudem der Frage nach, warum es so schwer ist, in der Medikamentenentwicklung auf Versuche am lebenden Organismus zu verzichten und besucht ein Labor, in dem Biolog*innen untersuchen, welche Einsatzmöglichkeiten Schlachtabfälle für die Forschung bieten.

Lucie Kluth Foto: NDR

Jury-Urteil: „Die beiden Podcasts wurden ebenfalls als Gesamtpaket ausgezeichnet, da die Thematik sehr gut recherchiert wurde und sehr viele Expert*innen mit ganz verschiedenen Sichtweisen zu Wort kommen. Die Hörer*innen werden gut durch die schwierige Thematik geführt und durch das Gesprächsformat wird mit vielen bekannten Vorurteilen zu Tierversuchen Stellung genommen. Es werden aber auch Emotionen gezeigt und erklärt. Die ethische Seite der Betrachtung von Tierversuchen wird hier intensiv untersucht und gut in den Gesamtkontext eingebettet. Beide Podcasts sind sehr detailliert – für alle diejenigen,  die es genau wissen wollen.“

Mit dem Medienwettbewerb „(M)ausgezeichnet!“ würdigt die Initiative Tierversuche verstehen erstmalig journalistische Arbeiten, die sich sachlich und ausgewogen mit der Zukunft von Tierversuchen und/oder tierversuchsfreien Technologien beschäftigen und dieses Thema einer breiten Öffentlichkeit allgemeinverständlich zugänglich machen. Eine Jury aus Journalist*innen, Kommunikator*innen und Wissenschaftler*innen hat die eingegangenen Beiträge aus Print, Fernsehen, Hörfunk oder Online bewertet. Die Bekanntgabe der Gewinner*innen fand Ende September im Rahmen der Themenwoche „Von Alternativmethoden bis zu Tierversuchen. Welchen Methodenmix braucht die Wissenschaft?“ statt.

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