Die Informationsinitiative „Tierversuche verstehen“ hat anlässlich der aktuellen Themenwoche „Von Alternativmethoden bis zu Tierversuchen. Welchen Methodenmix braucht die Wissenschaft“ erstmalig den Medienpreis „(M)ausgezeichnet!“ an Journalist*innen vergeben, die sich sachlich mit der Zukunft von Tierversuchen und/oder tierversuchsfreien Technologien auseinandergesetzt haben. Aus einer Shortlist von zwölf Beiträgen hat die Jury die Beiträge von Kathrin Burger (taz), Uwe Springfeld (SWR 2) sowie Nele Rößler, Maja Bahtijarević und Lucie Kluth (NDR) ausgewählt. Die Preisträger*innen erhalten gleichrangig ein Preisgeld in Höhe von 1.200 €.
Das Motto des Wettbewerbs lautete „Zwischen Alternativmethoden und Tierversuchen – Methodenvielfalt in der biomedizinischen Forschung“. Alle Preisträger*innen haben die in der Öffentlichkeit oftmals emotional geführte Debatte über Tierversuche aus unterschiedlichen Blickwinkeln abgebildet und Tierversuche als Teil eines breiten Spektrums von Methoden in der biomedizinischen Forschung eingeordnet.
Emotionale Konflikte und Kriterien für Leid
Die freie Journalistin Nele Rößler hat im Gespräch mit Gastgeberin Maja Bahtijarević im NDR-Wissenschaftspodcast „Synapsen“ unter anderem Forscher*innen, Tierschützer*innen und Ethiker*innen zu Wort kommen lassen. In der Podcast-Folge „Vom Wert der Tiere“ geht es unter anderem um emotionale Konflikte und die Frage, wer die Kriterien für Tierleid festsetzt.
Mit der Podcast-Folge „Replace, Reduce, Refine“ knüpfte Rößler gemeinsam mit Lucie Kluth an dieses Thema an. Hier geht Rößler unter anderem der Frage nach, wie gut erprobte Alternativmethoden wirklich sind und was auf einem Chip nachgestellte Mini-Organe leisten können
Debatte kennt nicht nur schwarz oder weiß
Die Debatte um Tierversuche ist nicht nur schwarz oder weiß. Die freie Journalistin Kathrin Burger hat in der taz für die Wissenschaftsseite „Fortschritt“ bei der Recherche für ihre beiden Print-Artikeln „Vom Leid der Mäuse“ und „Ersatz für Maus und Ratte“ einige Zwischentöne und Alternativen in der Debatte um Tierversuche ausgemacht. „Wie schon bei Nele Rößler zeichnen sich auch die Artikel von Kathrin Burger durch eine sehr breite und gründliche Recherche aus“, begründet die Jury, die sich aus Journalist*innen, Kommunikator*innen und Wissenschaftler*innen zusammensetzt, ihre Wahl. In dem Artikel „Ersatz für Maus und Ratte“ kommt Burger zu dem Schluss, dass in Mini-Organe, so genannte Organoide, zwar große Hoffnungen gesetzt werden, die Methode jedoch bisher noch kein Allheilmittel darstelle, um Tierversuche generell zu ersetzen.
Vielschichtige Darstellung
Eine vielschichtige Darstellung des Themas gelingt auch dem freien Journalisten Uwe Springfeld. Er greift in seinem Hörfunk-Feature „Laborratten und Versuchskaninchen“ den katastrophalen Ausgang einer Medikamenten -Studie 2006 in London auf der einen Seite auf, thematisiert auf der anderen Seite jedoch auch die erfolgreiche Entwicklung eines Covid19-Impfstoffs mit Hilfe von Tierversuchen. Springfeld kommt zu dem Schluss, dass sich Tierversuche in der Grundlagenforschung nicht grundsätzlich verhindern lassen. In bestimmten Fällen, wie bei der Entwicklung von Medikamenten sei es jedoch möglich, die Zahl der Tierversuche mit Hilfe von Organoiden oder Computer-Modellen zu reduzieren. Springfeld lässt Befürwortern wie Kritikern Raum für ihre Argumente. „Uwe Springfeld hat sich sehr gute Gesprächspartner ausgesucht. Er räumt mit vielen im Netz bekannten Beispielen auf und erläutert Hintergründe“, begründet die Jury ihr Urteil.