Rhesusaffe am Fuße eines Baumes

Versuchstierzahlen in den Bundesländern 2022 – Factsheet

Die Initiative Tierversuche verstehen hat wie in den Vorjahren die veröffentlichten Versuchstierzahlen aus Deutschland auf der Ebene der Bundesländer analysiert in einem Factsheet aufbereitet: Die Zahl der Versuchstiere ist erneut gesunken – dieses Mal von 2.503.682 auf 2.437.794 Tiere, also um 2,6 %.

Das aktuelle Bundesländer-Factsheet (PDF) zeigt die veröffentlichten Versuchstierzahlen für das Jahr 2022 auf Ebene der 16 Bundesländer und bietet jeweils einen Überblick über Besonderheiten, Hintergründe und gegebenenfalls Trends der Zahlen.

Regionale Unterschiede erschweren Vergleichbarkeit zwischen den Bundesländern

Deutlich wird in der Statistik, dass jedes Bundesland eine individuelle Forschungslandschaft besitzt. So sind in manchen Bundesländern mehr Forschungsinstitute, pharmazeutische Industrie oder Universitätskliniken angesiedelt als in anderen. Ein „Ranking“ der Bundesländer anhand der Gesamtzahl der Versuchstiere ignoriert diese Unterschiede.

Das Factsheet geht auf diese Besonderheiten ein. Es zeigt beständige Trends wie auch jährliche Abweichungen in den Bundesländern auf. So sinkt etwa die Zahl der Versuchstiere in Baden-Württemberg seit Jahren kontinuierlich, während es in Mecklenburg-Vorpommern erstmals seit 2018 einen leichten Anstieg gab.

Auch die Tierarten in den einzelnen Bundesländern variieren. Während zum Beispiel Bayern eine Verteilung der einzelnen Spezies hat, die in etwa dem Bundesdurchschnitt entspricht, werden in Hamburg und im Saarland fast ausschließlich Mäuse (je mehr als 95 %) eingesetzt. In Mecklenburg-Vorpommern ist der Anteil der Mäuse mit gut 40 % hingegen nur in etwa so groß wie der Anteil der Fische (38 %).

Sachsen-Anhalt meldet erstmals seit 2014 wieder Affen

In Bremen stieg zwar die Anzahl der Tiere, die für die Grundlagenforschung eingesetzt werden, um 88 %. Trotzdem nahm die Zahl der Tiere insgesamt ab, weil Translationale Forschung (die Übertragung von Forschungsergebnissen in die Anwendung) und Arten- und Umweltschutz im Vergleich zum Vorjahr weggefallen sind.

Die Statistik vonBremen weist zudem eine Besonderheit auf, denn hier tauchen – wie schon in den Vorjahren – die Versuche an Primaten bisher nicht in der Statistik auf, obwohl solche Versuche stattfinden. Grund dafür ist die Versuchstiermeldeverordnung, die seit 2014 in Kraft ist. Seitdem werden Versuchstiere erst dann in der amtlichen Statistik erfasst, wenn ein Versuchsvorhaben mit diesen Tieren beendet ist.

In Sachsen-Anhalt wurden deshalb erstmals seit 2014 wieder Affen gemeldet. Hier kamen 4 Tiere zum Einsatz.

Anstieg bei der Zucht, Rückgang bei regulatorischen Tests

In Hamburg weist die Statistikeine vergleichsweise hohe Zahl an genetisch veränderten Tieren in der Erhaltungszucht aus. Insgesamt nahm die Erhaltungszucht deutschlandweit um über 33.000 Tiere zu, wobei es in Hessen (-44 %) und Baden-Württemberg (-47 %) sogar einen deutlichen Rückgang gab.

Die Zahl der Versuchstiere bei gesetzlich vorgeschriebenen (regulatorischen) Tests (Qualitätskontrolle, Giftigkeitsprüfungen, etc.) nahm 2022 im Vergleich zum Vorjahr erneut deutlich ab. Im Saarland und in Bremen gab es gar keine solchen Tests und in den Bundesländern Hamburg, Schleswig-Holstein, Sachsen und Thüringen liegt der Anteil der Versuchstiere für regulatorische Tests bei unter einem Prozent. Der Rückgang ist neben Laborschließungen in Hamburg und Schleswig-Holstein auch auf den vermehrten Einsatz von tierversuchsfreien Methoden, etwa in der Prüfung von Impfstoff- oder Botox-Chargen, zurückzuführen.

Die Initiative Tierversuche verstehen will mit ihren detaillierten Analysen einen Beitrag zu einer faktenbasierten Diskussion in Deutschland leisten. Dazu gibt sie u.a. seit 2019 jährlich Factsheets über die Versuchstierzahlen der einzelnen Bundesländer heraus.

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