Nach der Wahl in den Niederlanden gestaltet sich die Regierungsbildung vermutlich nicht einfach – eine Vielzahl von Parteien steht zur Auswahl, um das nächste Kabinett zu bilden. Ein parteiübergreifendes Thema wird dem Land sehr wahrscheinlich erhalten bleiben: Die schrittweise Abschaffung von Tierversuchen.
Der noch amtierende Landwirtschaftsminister der Niederlande, Martijn van Dam (Parti van de Arbeid, PvdA) hatte einen Ausschuss damit beauftragt, Wege aufzuzeigen, wie Tierversuche möglichst schnell abgeschafft werden können („phase-out timetable“). Rasant schnell verbreitete sich auch in Deutschland die Falschmeldung, die Niederlande wollten Tierversuche bis 2025 abschaffen. Dies gilt jedoch ausschließlich für Giftigkeitsüberprüfungen (regulatorische Tierversuche), die etwa ein Viertel der Versuchstiere ausmachen. Die Autoren räumen freimütig ein: Ein Verzicht auf Tierversuche in der Grundlagenforschung bis 2025 ist nicht möglich.
Präklinische Forschung mit Tieren kann bis 2025 nicht auslaufen
Der Ausschuss (Netherlands National Committee for the protection of animals used for scientific purposes, NCad) veröffentlichte im vergangenen Dezember seine 76-seitige Stellungnahme „Transition to non-animal research„. Diese Stellungnahme, so der Ausschuss, diene als „Empfehlung, wie der Übergang zu nicht-tierischen Untersuchungsmethoden beschleunigt werden kann“. Das Gremium fordert klare Ziele für den Ausstieg, eine Strategie sowie ein konsequentes und aktives Management dieser Planung. Nur unter diesen Voraussetzungen sieht der Ausschuss die „Möglichkeit einer signifikanten Reduktion“ von Versuchstieren. Einen möglichen Wegfall von regulatorischen Tierversuchen sieht der Ausschuss für Chemieprodukte, Lebensmittel, Pestizide, tiermedizinische Produkte, biologische Produkte sowie Impfstoffe. Und zwar ohne geringere Sicherheitsstandards. Die präklinische Forschung könne bis 2025 hingegen nicht auslaufen, heißt es in dem Papier.
Papier hängt von Regierungsbildung in den Niederlanden ab
Wissenschaftler reagierten konsterniert auf das Papier. Sie machen unter anderem geltend, dass die Forschung heute nur einen Bruchteil der tierischen Lebensvorgänge verstanden habe. Nur von der realen Natur könne die Wissenschaft lernen, wie das Leben funktioniert, wie es entstanden ist, und wie Lebensvorgänge kausal zusammenhängen.
Das Schicksal des Papiers hängt nun wohl davon ab, wie sich die niederländische Regierung künftig zusammensetzt. Die Autoren der Studie fordern vom niederländischen Agrarminister eine „führende Rolle “ sowie ein aktives Management bei der Reduktion von Versuchstieren. Denn, so die Einsicht der Autoren: „Der Übergang passiert nicht von allein.“