Unzähligen Menschen, die an der Zuckerkrankheit leiden, retten Insulin-Injektionen heute täglich das Leben. Es waren Tierversuche mit Hunden, die zur Entdeckung des Insulinhormons führten. Dadurch existieren Therapien für Zuckerkranke.
1889 führten die Mediziner Josef Freiherr von Mering und Oskar Minkowski Untersuchungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) an Hunden durch. Sie wollten mehr über die unbekannte Wirkungsweise des Organs erfahren. Als sie einem Hund die Bauchspeicheldrüse entfernten, waren sie überrascht, welche Auswirkungen dies hatte: Der Hund entwickelte alle Anzeichen einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Deren Ursache war damals noch völlig unbekannt. Die Mediziner wiesen bei dem Tier erhöhte Werte von Glukose und Aceton im Urin nach – beides galt damals als Nachweis der Zuckerkrankheit. Für die Forscher stand nun fest: Die Ursache für diese Stoffwechselerkrankung musste eng mit der Bauchspeicheldrüse zusammen hängen.
Es dauerte noch über 30 Jahre, bis aus dieser überraschenden Erkenntnis eine wirksame Therapie der Zuckerkrankheit entwickelt wurde. In den 1920er-Jahren isolierten der Chirurg Sir Frederick Grant Banting und sein Mitarbeiter Charles Best zum ersten Mal das Hormon Insulin aus der Bauchspeicheldrüse von Kälbern. Nachdem die Blutzucker senkende Wirkung des Hormons zunächst erfolgreich an Hunden getestet wurde, verabreichten die Forscher das Präparat auch Menschen. Sie stellten allerdings fest, dass das in dem tierischen Insulinpräparat noch enthaltene Fremdeiweiß eine giftige Nebenwirkung hatte. Mit Unterstützung des Chemikers James Bertram Collip schafften sie es schließlich, reines Insulin zu isolieren. So legten sie den Grundstein für die erste Therapie von Diabetes.
1922 gelang ihnen die erste erfolgreiche Behandlung eines Menschen: Sie spritzten das aufgereinigte Insulin dem zuckerkranken Jungen Leonhard Thompson. Die Behandlung des totkranken 14-Jährigen schlug an und sein Blutzuckerspiegel sank auf einen Normalwert. Schnell war der junge Patient auf dem Weg der Besserung.
Für diese Entdeckung wurde Frederick Grant Banting 1923 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Heute wird menschliches Insulin biotechnisch in industriellen Zellkulturen hergestellt. Die grundlegenden Erkenntnisse zu Insulin wurden jedoch in Tierversuchen gewonnen. Auch erste Therapien wurden mit Hilfe von Tierversuchen entwickelt.
Die aktuelle Forschung auf dem Gebiet der Diabetes befasst sich damit, wie das Auftreten dieser Krankheit verhindert und Patienten, die bereits erkrankt sind, möglicherweise langfristig geheilt werden könnten. Beispielsweise zeigen erste klinische Versuche, dass eine bestimmte Form der Diabetes, die bereits bei Babys und Kleinkindern auftritt, durch eine frühe Immunisierung mittels eines insulinhaltigen Nasensprays verhindert werden könnte. Ein anderer Forschungszweig befasst sich damit, defekte Insulin-produzierende Zellen der Bauchspeicheldrüse mit Hilfe einer Stammzell- und Gentherapie durch gesunde Zellen zu ersetzen. Eine weitere neue Erkenntnis aus Tierversuchen ist, dass die weltweit zu beobachtende Ausbreitung der Diabetes ihre Ursache bereits in der Fehlernährung der Eltern haben könnte, die epigenetisch auf die Kinder vererbt wird. Um diese Therapien zu entwickeln und Diabetes zu verhindern, sind Wissenschaftler weiterhin noch auf Versuche insbesondere mit Mäusen, aber auch mit Zebrafischen, Schweinen und Fadenwürmern angewiesen.
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