Tierversuche verstehen begrüßt einen weiteren Kooperationspartner. Auch die Neurowissenschaftliche Gesellschaft (NWG) unterstützt nun die Initiative. Sie bringt ihre Expertise beim Thema Tierschutz und große Erfahrung im Umgang mit Tierversuchen in die Zusammenarbeit ein.
Neurowissenschaftler befassen sich mit dem komplexesten Organ, das die Natur hervorgebracht hat. „Um das Gehirn zu verstehen und seine Erkrankungen heilen zu können, sind in vielen Fällen verantwortungsbewusste Tierexperimente unverzichtbar“, betont Prof. Eckhard Friauf, Präsident der NWG. Schließlich sei man weit davon entfernt, die Komplexität des Gehirns im Reagenzglas, in der Zellkultur oder im Computer nachvollziehen zu können.
Als Beispiel für die Bedeutung von Tierversuchen in diesem Bereich nennt NWG-Präsident Friauf die in nichtmenschlichen Primaten entwickelte tiefe Hirnstimulation. Diese Technik ermöglicht es, die Bedeutung der Basalganglien für die Bewegung zu erforschen. Sie wird in der Parkinson-Behandlung eingesetzt und hat tausenden Betroffenen bereits zu einer deutlichen Verringerung Ihrer Leiden verhelfen können. „Ohne die Forschung am Tier wäre dies in dieser Form nicht möglich gewesen“, sagt Friauf. „Wenn sich Neurowissenschaftler der Notwendigkeit verantwortungsbewusster Tierversuche stellen, dann tun sie dies nicht leichtfertig und mit Respekt vor der genutzten Kreatur“, betont Friauf. „Sie folgen vielmehr einer konsequenten ethischen Abwägung, die die Belange des (kranken) Menschen über die unserer nichtmenschlichen Mitgeschöpfe stellt.“ Die Wissenschaftler seien hierbei immer bemüht, Leiden von Tieren zu minimieren und wenn immer möglich zu vermeiden.
Dass diese Abwägung tatsächlich geleistet wird, so Friauf, stelle das international vorbildliche deutsche Tierschutz-Recht oder letztlich auch die Senatskommission für tierexperimentelle Forschung der DFG, der Deutschen Forschungsgemeinschaft, sicher.
Die Zusammenarbeit mit der Initiative Tierversuche verstehen soll dazu beitragen, die fachübergreifende Kommunikation zum Thema Tierversuche zu fördern und den Dialog zu erweitern. Friauf: „Hinter Tierversuche verstehen steht eine große Zahl von Wissenschaftsorganisationen.“ Die Initiative zeigt Präsenz auf internationalen Tagungen, wie zum Beispiel dem FENS Forum (Federation of European Neurosciences Societies). Die NWG habe wiederum den direkten Zugang zu ihren derzeit knapp 2.400 Mitgliedern. Sie verfüge zudem über Erfahrungen an der Basis und könne somit die Initiative in den Fokus der betroffenen Wissenschaftler bringen.
Die NWG wurde 1993 in Frankfurt und Berlin gegründet und vereint als klassische wissenschaftliche Fachgesellschaft alle Teildisziplinen der Neurowissenschaften, dezidiert auch die Grundlagenforschung. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in der Vernetzung ihrer Mitglieder – nach innen und nach außen. So bringt die NWG zum Beispiel Wissenschaftler und Fördereinrichtungen zusammen.
Als Mitglied der FENS unterstützt die NWG zudem die Europäische Union bei der neurowissenschaftlichen Ausrichtung ihrer Förderprogramme. In dem sehr heterogenen Feld der Neurowissenschaften tritt die Fachgesellschaft für die Etablierung eines interdisziplinären neurowissenschaftlichen Ausbildungskonzepts ein. Sie setzt außerdem forschungspolitische Schwerpunkte mit neurowissenschaftlicher Thematik und regt neue Konzepte an.