Rhesusaffen (Macaca mulatta) im Außengehege des DPZ

Versuchstierzahlen in den Bundesländern 2021 – Factsheet

Die Initiative Tierversuche verstehen hat wie in den Vorjahren die Versuchstierzahlen für die einzelnen Bundesländer analysiert und in einem jetzt veröffentlichten Factsheet übersichtlich aufbereitet. Die Zahl der Versuchstiere in Deutschland in 2021 ist nach einem Rückgang im Vorjahr erneut leicht gesunken. Die Anzahl der zu wissenschaftlichen Zwecken eingesetzten Tiere sank um gut 1 % auf 2.503.682 Tiere (2020: 2.533.664 Tiere).

Das aktuelle Bundesländer-Factsheet (PDF) auf Basis der gerade veröffentlichten Versuchstierzahlen für das Jahr 2021 zeigt regionale Trends und Besonderheiten in den 16 Bundesländern und bietet eine umfangreiche Zusammenfassung verlässlicher Daten, Fakten und Grafiken.

Schwankungen in Bayern wegen Forschungsprojekten mit hohen Tierzahlen

Deutlich wird in der Statistik, dass jedes Bundesland eine individuelle Forschungslandschaft besitzt. So sind in manchen Bundesländern mehr Forschungsinstitute oder pharmazeutische Industrie angesiedelt als in anderen. Ebenso verhält es sich zum Beispiel mit Hochschulen und angeschlossenen Universitätskliniken. Ein Ranking der Bundesländer anhand der Gesamtzahl der Versuchstiere ignoriert diese Unterschiede.

Das Factsheet geht auf diese Besonderheiten ein. Es zeigt beständige Trends wie auch jährliche Abweichungen in den Bundesländern auf. Ein wesentlicher Grund für solche Schwankungen können Forschungsprojekte mit hohen Tierzahlen sein. Beispiel Bayern: Dort war im Jahr 2019 noch eine hohe Zahl an Fischen in Projekten zum Testen von fischfreundlichen Wasserkraftanlagen und Fischtreppen im Einsatz; schon 2020 und nun auch im Jahr 2021 ging die Zahl der Versuchstiere in diesem Bereich wieder stark zurück.

Versuche mit Affen in Bremen und Sachsen-Anhalt: Verschiebung statistischer Erfassung

Eine erklärungsbedürftige Besonderheit bietet die Statistik in Bremen. Diese weist im Zeitraum zwischen 2014 und 2021 keine Versuche mit Affen aus, obwohl dort derzeit auch Versuche mit Affen stattfinden. Hintergrund für die Nichtmeldung dieser Tiere ist eine neue Versuchstiermeldeverordnung, die seit 2014 in Kraft ist. Diese verschiebt die statistische Erfassung der Tiere. Sie werden nämlich erst dann gemeldet, wenn ein Versuchsvorhaben beendet ist. Auch in Sachsen-Anhalt finden derzeit Versuche mit Affen statt, die aber erst in einer späteren Meldung statistisch erfasst werden.

Die Lage in den einzelnen Ländern ist zudem sehr dynamisch. Entwicklungen lassen sich daher nur schwierig generalisieren oder vergleichen. In Brandenburg etwa ist es zuletzt zu einem kompletten Wandel der Forschungslandschaft gekommen. So hat sich der Bereich „translationale und angewandte Forschung“ mehr als verdoppelt. Dieser umfasst etwa Versuche mit Mäusen zur Wirksamkeit von Wirkstoffen gegen Krebstumore. Versuche zum Arten- und Umweltschutz waren hingegen rückläufig. Der zuvor gestiegene Anteil von Nutztieren und Fischen ist daher wieder stark gesunken. Der Anteil der Mäuse hat sich im Vergleich zu 2020 hingegen verdoppelt.

Regional unterschiedliche Forschungslandschaft

Das Beispiel Brandenburg zeigt: Die Forschungslandschaft in den einzelnen Bundesländern ist sehr heterogen. Manche Bundesländer, etwa Baden-Württemberg und Bayern, entsprechen in ihren Tierverteilungen und auch den Zwecken in etwa dem bundesdeutschen Durchschnitt. Andere Länder, zum Beispiel das Saarland (fast nur Mäuse, keine Fische) oder Mecklenburg-Vorpommern (gerade einmal 50% Mäuse), weichen aufgrund spezieller Umstände stark von den durchschnittlichen Zahlen ab.

Lockdown-Maßnahmen und Home-Office-Vorschriften hatten im ersten Jahr der Corona-Pandemie 2020 den Betrieb in vielen Bereichen der biomedizinischen Forschung eingeschränkt. Obwohl sich die Lage in den Forschungseinrichtungen 2021 annähernd normalisierte, sank die Zahl der Versuchstiere nun abermals. Die erneute Abnahme der Versuchstierzahlen folgt allerdings nicht dem Trend anderer europäischer Länder, in denen nach einem ähnlich starken Rückgang im Jahr 2020 aktuell wieder leicht steigende Zahlen zu beobachten sind.

Die Initiative Tierversuche verstehen will mit ihrer detaillierten Analyse einen Beitrag zu einer faktenbasierten Diskussion in Deutschland leisten.

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