Der Internationale Tag des Versuchstiers am 24. April bietet eine gute Gelegenheit, um über die Bedeutung von Tierversuchen für den wissenschaftlichen Fortschritt zu informieren und die damit verbundenen ethischen Herausforderungen zu diskutieren. Dieses Anliegen entspricht genau den Zielen der Initiative Transparente Tierversuche, die von mittlerweile mehr als 100 Einrichtungen, darunter außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Universitäten und Kliniken, unterzeichnet wurde. Die Mitgliedsinstitutionen der Initiative stehen auch dieses Jahr bereit, um anlässlich des Gedenktags durch eine Vielzahl öffentlicher und interner Aktionen zur Diskussion über verantwortungsvolle Tierversuche anzuregen. Im Folgenden haben wir einige der geplanten Veranstaltungen für Sie zusammengetragen.
Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) wird zum Tag des Versuchstiers eine interne Veranstaltung ankündigen und die Mitarbeitenden dazu einladen. Die Veranstaltung selbst soll im Mai im historischen Hörsaal des BNITM stattfinden. Das Programm umfasst eine Begrüßung mit Zahlen und Fakten sowie einer Vorstellung der Aufgaben von Tierpflegerinnen und Tierpflegern. Anschließend folgen vier kurze Vorträge von internen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über laufende Tierversuche in ihrer Forschung. Abgeschlossen wird die Veranstaltung mit einer Fragerunde, um weiterführende Diskussionen zu ermöglichen.
Am Tag des Versuchstiers werden auf der Charité 3R Webseite die Versuchstierzahlen für das Jahr 2023 veröffentlicht. Zusätzlich wird eine Forschungsgeschichte über Experimente an Schweinen (Minipigs) zum Thema Herzinsuffizienz auf der Webseite (Forschungsgeschichten) veröffentlicht. Im Rahmen eines durch Charité 3R geförderten Projekts zur Culture of Care wird außerdem eine interne Veranstaltung organisiert. Sie soll den Mitarbeitenden, die täglich mit Versuchstieren arbeiten, die Möglichkeit geben, über ethische und emotionale Fragen zu reflektieren. Die Veranstaltung wird Impulsvorträge zur Anwendung von 3R-Prinzipien in der Praxis der Charité, zur Ethik in der Versuchstierkunde und zur Geschichte der Versuchstierkunde umfassen.
Das Deutsche Primatenzentrum GmbH – Leibniz-Institut für Primatenforschung (DPZ) wird gemeinsam mit anderen tierexperimentell arbeitenden Einrichtungen des Göttingen Campus einen Informationsstand zum Thema Tierversuche beim Aktionstag „Science goes City“ am 5. Mai in der Göttinger Innenstadt präsentieren. Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Webseite der Veranstaltung (https://www.science-goes-city.de/). Das Transparenzangebot des Göttingen Campus wird außerdem mittels Pressemitteilung anlässlich des Tags des Versuchstiers bekannt gemacht.
Über das Netzwerk wird eine Informations-Reihe gestartet, in der sich jährlich einem Tiermodell gewidmet wird. Zum Tag des Versuchstiers 2024 soll der Krallenfrosch im Fokus stehen. Neben einer allgemeinen Beschreibung des Tiermodells wird auch der Frage nachgegangen, wie der Modellorganismus historisch einzuordnen ist und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse und Errungenschaften er für die Biologie und die Medizin als Tiermodell hervorgebracht hat. Alle Informationen werden auf der 3R-NRW-Homepage (www.3r-netzwerk.nrw) veröffentlicht. An der Aktion werden sich alle 8 Medizinischen Fakultäten in NRW beteiligen.
Das Team der „TARC force 3R“ an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz plant für den Tag des Versuchstieres den ersten Filmclip der Serie „das Gläserne TARC“ auf der Website der Universitätsmedizin zu veröffentlichen. Die Serie wird kurze (einminütige) Videos umfassen, in denen Fakten über die Tierhaltung, Tierversuche und die Forschung an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz erklärt werden.
Das Tierlabor des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim und das 3R-Zentrum-Rhein-Neckar veranstalten am 24.04.2024 anlässlich des Tags des Versuchstiers einen internen Workshop. In kleinen Gruppen sollen verschiedene ethische Themen im Zusammenhang mit Tierversuchen und „Culture of Care“ diskutiert werden. Mit der Methode des World-Cafés wollen die Initiator*innen ein offenes und kooperatives Umfeld schaffen, in dem Erkenntnisse und Ideen ausgetauscht werden können, um verantwortungsvolle und ethische Praktiken in der Tierforschung zu fördern. Eingeladen sind alle Mitarbeitenden aus der präklinischen Forschung.
Pro-Test Deutschland e.V. plant ein englischsprachiges Online-Symposium für aktive Wissenschaftler*innen. Unter dem Titel „Unsuck Your Science 2024: mistakes were made…“ wird eines der wesentlichen Prinzipien Guter Wissenschaftlicher Praxis – nämlich den Umgang mit eigenen und fremden Fehlern – im Mittelpunkt stehen. Das Thema wird anhand von Praxisbeispielen, Erfahrungsberichten, Softwarelösungen und Kommunikationstechniken aufgearbeitet. Die Online-Veranstaltung findet am 24. April 2024 von 13 bis 16 Uhr statt. Die Teilnahme per Zoom ist kostenfrei, wird zertifiziert, und steht allen Interessierten offen. Eine Registrierung vorab unter https://unsuck.science ist erforderlich.
Das Universitätsklinikum Jena wird die eigenen Versuchstierzahlen für das Jahr 2023 auf seiner Webseite veröffentlichen und eine Pressemitteilung dazu herausgegeben. Außerdem ist es am 24. April mit einem Vortrag beim Online-Symposium „Unsuck Your Science“ von Pro-Test Deutschland e.V. vertreten, das wir weiter oben vorstellen. Am 26. April findet eine weitere Online-Veranstaltung in der regelmäßigen „Lecture Series Animal Welfare“ statt. Hier werden die zwei Preisträgerinnen des Thüringer Tierschutzpreises über Alternativmethoden sprechen. Externe Personen sind ebenfalls eingeladen, teilzunehmen.
Das Max Delbrück Center wird anlässlich des Tags des Versuchstiers am Vortag, dem 23. April, eine Pressemitteilung mit den eigenen Versuchstierzahlen 2023 veröffentlichen. Die aktuellen Zahlen werden außerdem zeitgleich auf der Webseite unter „Zahlen und Fakten“ / „Anzahl der Versuchstiere am Max Delbrück Center“ veröffentlicht. Dort wird genau aufgeschlüsselt und erklärt, wie viele Tiere welcher Arten im Jahr 2023 in der Forschung zum Einsatz kamen und warum sie gebraucht wurden. Der Beitrag wird hier zu finden sein: https://www.mdc-berlin.de/de/forschung-tierversuche-3r/zahlen-und-fakten. Außerdem erklären Forschende des MDC ihre Sicht zum Thema Tierversuche und 3R im Podcast: https://detektor.fm/wissen/forschungsquartett-tierversuche
An der Universität Münster läuft bereits seit dem 16. April eine öffentliche Ringvorlesung, die sich über das gesamte Sommersemester 2024 erstreckt und das Thema „Ethik von Tierversuchen“ in sechs Vorlesungen vertieft (uni-muenster.de). Die Ringvorlesung ist zwar nicht unmittelbar auf den „Tag des Versuchstiers“ bezogen, bietet aber eine gute Gelegenheit für alle Interessierten aus dem Raum Münster, sich intensiv mit den ethischen Fragen rund um Tierversuche auseinanderzusetzen. Die Vorlesungen finden jeweils dienstags von 18.15 bis 20 Uhr im Hörsaal H2 (Hörsaalgebäude, Schlossplatz 46) statt.
Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung hat anlässlich des Tags des Versuchstiers die Tierversuchszahlen des eigenen Forschungsinstituts und eine Pressemitteilung zu den 3R – Reduzieren, Verfeinern, Ersetzen – auf seiner Webseite veröffentlicht. Die 3R-Prinzipien stehen für die ethische Handhabung von Versuchstieren und zielen darauf ab, die Anzahl der Tiere zu reduzieren, ihre Belastung zu minimieren und alternative Methoden zu fördern. Zusätzlich bietet das Institut eine virtuelle 360°-Tour in die Tierhaltung und die Labore des HZI sowie Videos, in denen Wissenschaftler*innen ihre Arbeit erläutern.
Das Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der Technischen Universität Dortmund (IfADo) plant anlässlich des Tags des Versuchstiers die Produktion von ein oder mehreren kurzen Videos für Social Media. Diese Videos sollen Alternativmethoden zu Tierversuchen anschaulich erklären und den aktuellen Stand der Forschung auf diesem Gebiet verdeutlichen. Hier spricht Dr. Tim Brecklinghaus über Tierversuche, Alternativen und die Grenzen der Alternativmethoden: https://youtu.be/G2kIGBtY2Xw?feature=shared
Mitte April veranstaltete das Unternehmen Merck einen globalen „4R Day“, an dem die „4R Awards 2024“ verliehen wurden. Mit der Auszeichnung werden Beiträge von Wissenschaftler*innen zur Umsetzung der 4R-Prinzipien im Bereich des Tierschutzes in der Forschung (Reduzierung, Verbesserung, Ersatz, Verantwortung) bei Merck gewürdigt. Ein detaillierter Bericht über die Veranstaltung und die ausgezeichneten Projekte ist auch auf LinkedIn zu finden: https://www.linkedin.com/in/frederic-pipp-6289a446/recent-activity/all/
Zum Tag des Versuchstiers veröffentlicht das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ein Interview mit Prof. Dr. Petra Arck, Prodekanin für Forschung des UKE, und Dr. Nadine Wenzel, neue Leiterin der Forschungstierhaltung des UKE. Dieses Interview gewährt Einblicke in aktuelle Ansätze und Herausforderungen der Tierversuchsforschung sowie in die Maßnahmen des UKE für Tierschutz und ethisches Handeln in der Forschung. Es lädt dazu ein, sich mit der wichtigen Balance zwischen wissenschaftlichem Fortschritt und dem Wohl der Versuchstiere zu befassen. Das Interview ist auf der Info-Seite zur Forschungstierhaltung des UKE verfügbar.
Die Deutsche Hochschulmedizin gibt anlässlich des Tags des Versuchstiers eine Pressemitteilung mit ihrer Kritik an einer geplanten Änderung des Tierschutzgesetzes heraus. Darin warnt sie vor negativen Folgen für den Wissenschafts- und Forschungsstandort Deutschland. Aus Sicht der Deutschen Hochschulmedizin plant das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) neben vielen sinnvollen Verbesserungen des Tierwohls eine Verschärfung von Strafen, ohne die bereits bestehende Rechtsunsicherheit im Kontext der Forschung mit Tieren zu beheben. Dies betrifft unmittelbar die biomedizinisch forschenden Einrichtungen.
Das DKFZ startet anlässlich des Tags des Versuchstiers eine Kommunikationsoffensive zum Thema Tierversuche. Das verkündet das Forschungszentrum in einer Pressemitteilung zum Tag des Versuchstiers. In zukünftigen Forschungs-News soll ausführlich erläutert werden, wie und warum Tiere in der Krebsforschung zum Einsatz kommen. Außerdem lädt das DKFZ zu zwei Terminen der Veranstaltungsreihe „Exkursion ins Tierlabor“ ein. Hier haben Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, die Tierhaltung vor Ort zu besichtigen und im direkten Gespräch mit Forschenden das Thema Tierversuche in der Krebsforschung zu vertiefen.
Die Volkswagen Stiftung hat anlässlich des Tags des Versuchstiers ein ausführliches Interview mit Prof. André Bleich vom Forschungsverbund deutsche Hochschulmedizin Verbund R2N-Replace und Reduce in Niedersachsen zum Thema Alternativmethoden geführt. Die Volkswagen Stiftung und das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur fördert den Verbund im Rahmen des Förderprogramms zukunft.niedersachsen. Im Interview wird der Frage nachgegangen, welche Forschungsbereiche bereits jetzt ohne Tierversuche auskommen. Was ist der Unterschied zwischen tierversuchsfreien und tierfreien Methoden? Welche Perspektive haben alternative Technologien?