DFG vergibt Händel-Tierschutzpreis 2022

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat den Mediziner Dr. Michael Karl Melzer von der Universität Ulm und die „Würzburg Initiative 3R (WI3R)“ am Fraunhofer-Translationszentrum für Regenerative Therapien sowie der Universität Würzburg mit dem Ursula M. Händel-Tierschutzpreis 2022 ausgezeichnet. Der Preis wird nunmehr zum neunten Mal an Wissenschaftler*innen verliehen, die den Tierschutz in der Forschung im Sinne des 3R-Prinzips verbessern.

Michael Melzer arbeitet als Wissenschaftler an der Universität Ulm. Dort entwickelt er sogenannte Organmodellsysteme, um damit die Entstehung und Entwicklung von Tumoren in der Bauchspeicheldrüse ohne den Einsatz von Tierversuchen zu erforschen. Dafür nutzt er die Harnblasen von ohnehin für die Lebensmittelproduktion geschlachteten Schweinen. Auf diesen wiederum züchtet er stammzellenbasierte Bauchspeicheldrüsen-Zellen (sog. Pankreaszellen) und beobachtet sodann ihre Reifung, die Veränderung, aber auch die Invasion von Tumorzellen. Das Organmodellsystem von Melzer leistet einen wichtigen Beitrag zur Verringerung von Tierversuchen, denn es hilft dabei, den Einsatz von Mäusen in der Pankreas-Forschung auf ein absolut notwendiges Maß zu beschränken.

Alternativmethoden zu Tierversuchen in der Forschung an Tumoren und Barriereorganen

Die „Würzburg Initiative 3R (WI3R)“ hatte für ihre Bewerbung die Entwicklung und Anwendung von sechs In-vitro-Modellen der Barriereorgane Haut, Kornea, Darm, Blut-Hirn-Schranke und Lunge sowie für solide Tumoren vorgestellt. Durch die Entwicklung können Tierversuche aktiv ersetzt werden. Anwender*innen können diese Technologie beispielsweise in der Infektions- und Krebsforschung sowie bei der Testung von Kosmetika, Nahrungsergänzungsmitteln und medizinischen Produkten wie Medikamenten oder Impfungen nutzen. Mit dem Preisgeld will das Team ein 3R-Netzwerk etablieren, wissenschaftliche Treffen initiieren sowie kleine Projekte fördern.

Der Preisträger und die Preisträgergruppe wurden unter zwölf Bewerber*innen ausgewählt. Die Preisverleihung soll am 13. Oktober im Rahmen eines von der Universität Münster organisierten Tierschutztages stattfinden.

Tierschutzpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)

Der Ursula M. Händel-Tierschutzpreis geht auf die Initiative seiner gleichnamigen Stifterin zurück. Die Düsseldorferin Ursula M. Händel (1915–2011) setzte sich über Jahrzehnte in vielfältiger Weise für den Tierschutz ein. So gründete sie unter anderem den Bonner Arbeitskreis für Tierschutzrecht und engagierte sich in diesem Rahmen für die Novellierung des Tierschutzgesetzes. Dem Tierschutz in Wissenschaft und Forschung besonders verbunden, stellte Händel der DFG Mittel für den Tierschutzpreis zur Verfügung. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben. Er ist der höchst dotierte Forschungspreis dieser Art in Deutschland.

Frau und Fragezeichen

Dialog

Fragen Sie uns

Unsere Experten beantworten gerne Ihre Fragen.

Kontaktformular Bestellen
Tierversuche verstehen-Podcast
"Fabeln, Fell und Fakten":