Die Sieger des diesjährigen Ursula M. Händel-Tierschutzpreises der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) stehen fest: Dr. Birgit Kegel und Dr. Beate Krämer sowie vier weitere Mitglieder ihrer Arbeitsgruppe am Paul-Ehrlich-Institut in Langen freuen sich über den mit 100.000 Euro dotierten Preis. Dem Team ist es gelungen, ein Testverfahren zu entwickeln, das bislang notwendige und sehr belastende Tierversuche ersetzt. Rund 600.000 Versuchstiere pro Jahr können dank der neuen Alternativmethode in Zukunft eingespart werden.
Die DFG verleiht den Preis zum sechsten Mal an Wissenschaftler, die sich vorbildlich und nachhaltig darum bemühen, den Tierschutz in der Forschung zu verbessern. Die offizielle Verleihung findet am 28. September 2016 in Bonn statt. „Tierversuche sind in der biologischen und medizinischen Grundlagenforschung trotz allem unverzichtbar. Der DFG geht es darum, wie Forschung gleichzeitig auch die Zahl der Versuche verringern und die Versuchsbedingungen für die Tiere so wenig belastend wie möglich gestalten kann“, erklärte DFG-Präsident Prof. Dr. Peter Strohschneider anlässlich der Bekanntgabe der Preisträgerinnen.
Das Team um Dr. Birgit Kegel und Dr. Beate Krämer setzte sich gegen 13 weitere Bewerbungen durch. Sie überzeugten mit der Nachbildung von komplexen Mechanismen der schädigenden Wirkung von Botulinum-Neurotoxinen. Diese Nachbildungen können in Zukunft anstatt von Tieren eingesetzt werden, um die Toxine zu testen.
Die durch Bakterien produzierten Botulinum-Neurotoxine rufen bei Mensch und Tier Muskellähmungen hervor. Wegen dieser Eigenschaft sind die Neurotoxine neben ihrer Anwendung in der Kosmetik ein bedeutender Wirkstoff in Medikamenten zur Behandlung vielfältiger neurologischer Erkrankungen. Vor ihrem Einsatz in medizinischen und kosmetischen Produkten müssen die Wirkstoffe standardmäßig an Mäusen getestet werden. Es gibt zwei Typen der Botulinum-Neurotoxine. Für einen haben die Forscherinnen bereits ein Ersatzverfahren entwickelt und publiziert; nun will das Forscher-Team das In-vitro-Verfahren für das andere Neurotoxin weiterentwickeln. Mit dem Preisgeld planen die Wissenschaftlerinnen eine internationale Ringstudie, die vor einer Einführung der neuen Testverfahren als Standardmethode nötig ist.
Über den Ursula M. Händel-Tierschutzpreis
Der Ursula M. Händel-Tierschutzpreis geht auf die Initiative seiner gleichnamigen Stifterin zurück. Die Düsseldorferin Ursula M. Händel (1915–2011) setzte sich über Jahrzehnte in vielfältiger Weise für den Tierschutz ein. Dem Tierschutz in Wissenschaft und Forschung besonders verbunden, stellte Händel der DFG die Mittel für den Tierschutzpreis zur Verfügung. Der alle zwei Jahre vergebene Preis soll insbesondere wissenschaftliche Forschungsprojekte auszeichnen, die dazu beitragen, das sogenannte 3R-Prinzip umzusetzen. Das heißt: Die Belastung für die in Experimenten eingesetzten Tiere vermindern, ihre Zahl verringern oder sie ganz ersetzen.