Pinselohrschwein

Afrikanische Schweinepest – Impfstoff in Sicht?

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) stellt eine große Bedrohung für Wild- und Hausschweine in Europa und Südostasien dar. Während die afrikanischen Schweinearten weitestgehend immun gegen die Krankheit sind, verenden nahezu alle infizierten Schweine der anderen Kontinente. 2020 kam das Virus auch nach Deutschland. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) erforscht die Afrikanische Schweinepest und arbeitet an der Entwicklung eines Impfstoffs. Tierversuche verstehen fasst die aktuelle Situation und den Forschungsstand zur Impfung zusammen.

ASP wurde 2007 aus Afrika zunächst nach Georgien verschleppt und breitet sich seitdem rasant aus. Das Virus führte bei den wildlebenden Bartschweinen auf Borneo und den Philippinischen Pustelschweinen bereits zu einem Massensterben. Das hat weitreichende ökologische und sozioökonomische Folgen, etwa für Tiger, die sich von Wildschweinen ernähren, und für landwirtschaftliche Betriebe.

„Permanent hohes Risiko“

Auch in Deutschland ist die Afrikanische Schweinepest angekommen. So wurden laut dem FLI im Jahr 2023 über 880 Fälle gemeldet (1.162 im Vorjahr). Vor allem Wildschweine, aber auch vereinzelt Hausschweine, erkrankten. Um die Verbreitung des Virus einzugrenzen, wurde die Freilandhaltung von Schweinen eingeschränkt und es wurden kilometerlange Zaunanlagen errichtet, um potenziell infizierte Wildschweine aus Polen fernzuhalten. Laut dem FLI herrscht durch die aktuelle Situation in Europa ein „permanent hohes Risiko für deutsche Haus- und Wildschweine“.

Um die Afrikanische Schweinepest in den Griff zu bekommen und das Massensterben ganzer Arten zu verhindern, arbeiten Wissenschaftler*innen des FLI an der Entwicklung eines Impfstoffs. Hauptsächlich forschen sie dazu an Warzenschweinen und Pinselohrschweinen aus Afrika. Denn das Immunsystem dieser Arten ist in der Lage, das Virus effektiv unter Kontrolle zu bringen und eine symptomatische Erkrankung zu verhindern.

Tiere aus deutschen Zoos helfen bei der Suche nach dem Impfstoff

Für das Forschungsvorhaben wurden im Oktober 2023 sechs in deutschen Zoos geborene Pinselohrschweine an das FLI abgegeben. Im Februar 2024 folgten vier ebenfalls in Zoos geborene Warzenschweine. An diesen wurden Versuche durchgeführt, um die Unterschiede ihrer Immunantwort zu den eurasischen Schweinen zu verstehen und die genetischen Hintergründe zu entschlüsseln. Am Ende der Versuche wurden die Schweine dann tierschutzgerecht eingeschläfert, um den Zustand ihrer Organe genauer zu untersuchen. Die gewonnenen Daten werden nun ausgewertet, um zu verstehen, wie Immunsystem und Virus interagieren und dieses Wissen dann bei der Entwicklung eines Impfstoffs zur Anwendung zu bringen.

Doch wie weit ist die Entwicklung eines Impfstoffs? Das FLI erklärt dazu auf Nachfrage, dass die erfolgversprechendsten Impfstoffkandidaten sogenannte Deletionsmutanten sind, die in gentechnischen Verfahren hergestellt werden. Dabei werden aus den Viren genau die Gene entfernt, die das Virus so gefährlich machen. „Perfekt“ sind diese Impfstoffe jedoch noch nicht:

Bei den Viren gibt es noch einige „Baustellen“, die sowohl die Sicherheit als auch Wirksamkeit betreffen und die großflächige Nutzung im Feld ist mit Risiken verbunden.

Ein großes Problem bei der Verbesserung der Ansätze ist, dass die spezifischen Faktoren einer guten Immunantwort nach wie vor nicht definiert werden konnten und uns das Wissen fehlt, wie man dem Immunsystem helfen könnte, immer den richtigen Weg einzuschlagen.

Die Entwicklung eines sicheren Impfstoffs ist also noch nicht abgeschlossen, doch es geht voran. Erste Daten aus den Versuchen mit Pinselohrschweinen wurden bereits ausgewertet und bestätigten, dass die Tiere „im krassen Gegensatz zu Hausschweinen nicht erkranken und das Virus über einen gewissen Zeitraum eliminieren“, so das FLI. Die Auswertungen und Studien zu den Ergebnissen seien jedoch besonders aufwändig, weshalb sie noch einige Monate dauern werden.

Zudem heißt es in dem Statement, dass ursprünglich das sogenannte RELA-Gen für die Resistenz der afrikanischen Schweine verantwortlich gemacht wurde. Diese Hypothese konnte jedoch inzwischen widerlegt werden. Erste Ergebnisse der Auswertung legen nun nahe, dass die Antwort mehrerer Immunzellpopulationen unterschiedlich abläuft.

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Mögliche Feldstudie in Zoos

Derzeit sei nicht geplant, dass weitere Zootiere in Versuchen eingesetzt werden. Sobald es jedoch einen Impfstoffkandidaten gibt, muss geklärt werden, ob eine Feldstudie in Zoos durchgeführt werden kann. „Hierfür wären allerdings intensive Vorbereitungen inklusive der Prüfung rechtlicher Vorschriften notwendig, denn Feldversuche sind derzeit nach EU-Recht verboten“, so das FLI.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Afrikanische Schweinepest zwar noch nicht abgeschlossen ist, jedoch Fortschritte macht. Besonders die Forschung am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) mit Pinselohrschweinen zeigt schon vielversprechende Ergebnisse. Es bleibt zu hoffen, dass diese Bemühungen dazu beitragen, die Verbreitung der Krankheit einzudämmen und ein weiteres Massensterben von Schweinen zu verhindern.

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