Tierversuche sind dank Alternativmethoden gar nicht mehr nötig, oder doch? Die Initiative Tierversuche verstehen hat über 100 Statements von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Tierpflegenden und Institutsleitungen an deutschen Forschungseinrichtungen gesammelt. In der Vielfalt dieser Perspektiven auf „Tiere in der Forschung” fällt auf: Jede und jeder von ihnen unterstützt die 3R-Ansätze Replace, Reduce, Refine – ist also bestrebt, Tierversuche zu ersetzen, ihre Zahl zu reduzieren und die Bedingungen für Versuchstiere zu verbessern. Doch sie sind sich auch einig: Ganz ohne Tierversuche geht es noch nicht.
Vielen Forschenden in unserer Collage geht es zentral darum, die Tierversuche zu reduzieren. Das ist auch gesetzlich so vorgegeben. Wo es eine adäquate Alternative gibt, muss diese auch zur Anwendung kommen. Falls es keine gibt, müssen die Versuche mit möglichst wenig Tieren und unter möglichst tiergerechten Bedingungen stattfinden. Doch wie stehen sie selbst zu den Tierversuchen und warum halten sie diese für nötig? Das kann den jeweiligen Zitaten entnommen werden.
Das sagen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Tierpflegenden und Institutsleitungen
Prof. Wolfram Antonin
RWTH Aachen
Für unsere zellbiologische Forschung nutzen wir die Eier von Xenopusfröschen. Dabei optimieren wir Froschhaltung und unsere Versuchsprotokolle kontinuierlich und reduzieren so die Anzahl der notwendigen Versuchstiere.
Prof. Hellmut Augustin
Deutsches Krebsforschungszentrum in Heidelberg
Wir wollen herausfinden, wie sich Krebs über Blut- und Lymphgefäße ausbreitet. Vaskuläre Organoide können die Komplexität der Zellinteraktionen im Körper nur begrenzt nachbilden. Um die Metastasierung zu verstehen, sind wir daher auf Tierversuche angewiesen.
Prof. Hansjörg Scherberger
Deutsches Primatenzentrum in Göttingen
Wenn wir verstehen wollen, wie das Gehirn funktioniert, um damit Patienten mit neurologischen Erkrankungen helfen zu können, sind Tierversuche, auch mit Primaten, auf absehbare Zeit unverzichtbar. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit den Tieren ist dabei notwendig und möglich.
Dr. Sabine Krabbe
DZNE in Bonn
Wir untersuchen, wie neuronale Mechanismen Lernen und Entscheidungen steuern, besonders bei neurologischen Erkrankungen. Tiermodelle helfen uns, Risikofaktoren zu erkennen und die Auswirkungen von Störungen auf die Gehirnaktivität besser zu verstehen.
Prof. Melanie M. Brinkmann
Technische Universität Braunschweig
Wenn ich gewusst hätte, wie kompliziert es einmal wird, Tierversuche in Deutschland durchzuführen, hätte ich besser kommuniziert, wie bedeutsam sie sind. Ohne Tierversuche wären unsere Apotheken leer.
Prof. Axel Gödecke
Universitätsklinikum Düsseldorf
Ich nutze nicht-invasive Untersuchungstechniken, um bessere Ergebnisse mit weniger Versuchstieren zu erzielen.
Prof. Ana Martin Villalba
Deutsches Krebsforschungszentrum in Heidelberg
Wir suchen Wirkstoffe, die bösartige Hirntumoren aufhalten können. Dafür nutzen wir auch Gewebeproben, die wir im Labor eine Woche am Leben halten können. Um die Wirkung über eine längere Zeitspanne beurteilen zu können, sind wir aber auf Versuche an Mäusen angewiesen.
Dr. Michael Ortiz-Rios
Deutsches Primatenzentrum in Göttingen
Translating optogenetics from rodent to non-human primate models is critical for the future therapeutical use of optogenetics in humans. I believe non-human primate research is needed now, more than ever, for the future and the health of society at large.
Prof. Jan Gründemann
DZNE in Bonn
Wir untersuchen, wie Nervenzellnetzwerke Verhalten und Lernen steuern. Tiermodelle sind essentiell, um den neuronalen Code solcher Vorgänge zu entschlüsseln und auf dieser Grundlage neue Therapien für Erkrankungen wie Alzheimer oder Angststörungen zu entwickeln.
Prof. Gary Lewin
Max Delbrück Center in Berlin
Jede*r Fünfte hat mindestens einmal im Leben längere Zeit chronische Schmerzen, die nicht adäquat behandelbar sind. Zellen und Organoide empfinden jedoch keinen Schmerz. Nur mit Hilfe von Tiermodellen kann man Angriffspunkte für neuartige Wirkstoffe entdecken.
Prof. Christine Hartmann
Universität Münster
Für die Entwicklungsbiologie sind Tierversuche derzeit noch unverzichtbar. Wir untersuchen in der Maus, wie verschiedene Zelltypen miteinander kommunizieren. Über eine sorgfältige Kolonieplanung versuchen wir die Tierzahlen auf ein Mindestmaß zu reduzieren.
Prof. Carlos Guzmán
HZI in Braunschweig
Für die Impfstoffentwicklung werden in vitro Testsysteme mit Immunzellen aus transgenen Tieren eingesetzt, um die Anzahl benötigter Tiere zu minimieren. Trotzdem sind Tests an Tieren mit einem vollständigen Immunsystem nötig, um komplexe Wechselwirkungen darzustellen.
Prof. Clemens Schmitt
Max Delbrück Center in Berlin
Wir nutzen Zellkulturen und Biochips – aber das reicht nicht. Wenn präklinische Forschung weniger aussagekräftig wird, weil Tierversuche fehlen, sind die Wirkstoffe in klinischen Studien weniger sicher.
Prof. Elisabeth Binder
MPI für Psychiatrie in München
Als Ärztin und Neurobiologin erforsche ich die Ursachen psychiatrischer Erkrankungen. Tiere sind essentiell für die Forschung zum Zusammenspiel von Genen und Umwelt im lebenden Organismus. Sie tragen entscheidend zur Verbesserung der Behandlung unserer Patienten bei.
Prof. Michaela Di Virgilio
Max Delbrück Center in Berlin
Genetisch definierte Mausstämme sind unerlässlich, um unser Verständnis von Krebs und Immunerkrankungen voranzubringen. Die diesen Leiden inhärente Komplexität und systemische Natur kann man nicht vollständig mit alternativen Modellsystemen nachvollziehen.
Prof. Marc Spehr
RWTH Aachen
Wann immer möglich setzen wir in unseren Experimenten in vitro Methoden ein und reduzieren dadurch Tierversuche.
Dr. Emanuel Wyler
Max Delbrück Center in Berlin
Es gibt in unserer Gesellschaft den Konsens, dass wir Tiere für unser Wohl töten dürfen. Gleichzeitig gibt es klare ethische Grenzen: möglichst wenig Tiere töten, Leiden vermindern bzw. ein gutes Leben ermöglichen. Das sind unsere Maßgaben für Tierversuche.
Dr. Martha Nari Havenith
Ernst Strüngmann Institut in Frankfurt
Wir kennen unsere Mäuse persönlich. Jede hat individuelle Essensvorlieben und Lernstile: Manche mögen Herausforderungen, andere lassen sich leicht entmutigen. Bei unseren Virtual-Reality-Aufgaben lernen die Mäuse aktiv mit – und glückliche Mäuse sind schlaue Mäuse!
Dr. Michael Heide
Deutsches Primatenzentrum in Göttingen
Organoide bieten für einige spezielle Anwendungen eine gute Alternative für Tierversuche. Allerdings muss dafür zunächst bestätigt werden, dass Organoide die Gegebenheiten im Tier auch tatsächlich widerspiegeln. Wenn nicht, sind Tierversuche weiterhin unerlässlich.
Dr. Sven Künzel
MPI für Evolutionsbiologie in Plön
Die physiologischen Abläufe und das Verhalten eines Organismus sind sehr komplex und von vielen Faktoren beeinflusst. Daher gibt es derzeit oft keine Alternative zu Tierversuchen. Wir können mit alternativen Methoden aber die Anzahl notwendiger Tierversuche verringern.
Prof. Mathias Hornef
RWTH Aachen
Wir erforschen Infektionen beim Neugeborenen, die wichtigste Ursache für die Kindersterblichkeit weltweit. Auch wenn wir Refinementmaßnahmen anwenden und Stammzellorganoide einsetzen, können nur Tierversuche die komplexen entwicklungsbiologischen Mechanismen abbilden.
Prof. Christian Haass
DZNE in München
Ich habe mein Leben der Erforschung der Alzheimer-Demenz gewidmet, mit dem Ziel die Krankheitsmechanismen zu verstehen und daraus Therapien abzuleiten. Tierversuche sind unverzichtbar, da Gedächtnisleistung und Nebenwirkungen in Zellkulturmodellen nicht abbildbar sind.
Prof. Rolf Müller
HIPS Saarland
Tierversuche sollten generell sparsam und nur für Gesundheitsforschung angewendet werden. Der Bedarf nach neuen Antibiotika steigt konstant und hier sind Tierversuche notwendig, um resistenzbrechende Wirkstoffe möglichst schnell und sicher in die Anwendung zu bringen.
Dr. Mina Gouti
Max Delbrück Center in Berlin
Wir entwickeln komplexe Organoide aus Stammzellen, um neuromuskuläre Leiden zu erforschen. Die Organoide reduzieren die Zahl der Tierversuche, können sie aber nicht ersetzen. Systemische Medikamenten-Wirkungen müssen erst am Tier und dann am Menschen getestet werden.
Prof. John Baines
MPI für Evolutionsbiologie in Plön
Erst seit kurzem ist bekannt, dass die Mikroorganismen, die unser Körper beherbergt, an der Entstehung so unterschiedlicher Krankheiten wie Herz-Kreislauf- und Autoimmunerkrankungen sowie Krebs beteiligt sind. Das wäre ohne Versuche mit Tieren unentdeckt geblieben.
Dr. Nadia Andrea Andreani
MPI für Evolutionsbiologie in Plön
Mit unserer Forschung an Tieren wollen wir Therapien entwickeln, die maßgeschneidert sind. So wollen wir mit Hilfe keimfreier Mäuse schon vor einer Behandlung vorhersagen, wie gut ein Patient mit entzündlicher Darmerkrankung auf verschiedene Therapien anspricht.
Prof. Andreas Zimmer
Universität Bonn
Wir unterstützen Forschende aktiv dabei, exzellente Forschung und bestmögliches Tierwohl miteinander zu verbinden. Das 3R Netzwerk fördert in diesem Sinne die 3R-Forschung als Katalysator für Innovation im Sinne des Tierwohls.
Prof. Matthias Selbach
Max Delbrück Center in Berlin
Proteine sind die wichtigsten Werkzeuge aller Lebewesen. Mit Massenspektrometern untersuchen wir, warum sie bei Krankheiten nicht gut funktionieren und nutzen meist Zellkulturen. Aber um die Relevanz im ganzen Organismus zu verstehen, brauchen wir Tiermodelle.
Prof. Stefan Pfister
Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg
Wir entwickeln Therapien für krebskranke Kinder. Minitumore aus Gewebeproben dienen als patientenspezifische Testmodelle für neue Wirkstoffe. Für neue Therapien sind jedoch auch Tiermodelle notwendig, um z.B. Nebenwirkungen in einem jungen Organismus zu beurteilen.
Prof. Gerd Kempermann
DZNE in Dresden
Alle wollen ein gut funktionierendes Gehirn im Alter. Tierversuche sind nötig, um Präventionsmechanismen zu verstehen, da es keinen Ersatz für das komplexe Gehirn gibt. Wir arbeiten erfolgreich daran, mit immer weniger Tieren immer bessere Erkenntnisse zu gewinnen.
Prof. Michael Krahn
Universitätsklinikum Münster
Wir nutzen Drosophila als in vivo Modellsystem zur Reduktion von Tierversuchen - jedoch lassen sich nicht alle biomedizinisch wichtigen Fragestellungen in diesem Modell adressieren, weswegen wir für einige Projekte Mäuse in Tierversuchen einsetzen.
Dr. Nadine Krüger
Deutsches Primatenzentrum in Göttingen
Das Zusammenspiel zwischen Erreger und Wirt lässt sich aktuell noch nicht in Alternativmodellen untersuchen. Daher werden wir für spezifische Fragestellungen zur Ausbreitung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten zunächst weiterhin auf Tierversuche angewiesen sein.
Dr. Philipp Mertins
Max Delbrück Center in Berlin
Jede*r Schwerkranke durchlebt einen anderen Verlauf. Wir brauchen dringend Tiermodelle, um die Vorhersage zur Wirksamkeit von Medikamenten zu verbessern und neue therapeutische Ziele zu identifizieren und molekulare Prozesse im Körper zu verstehen.
Prof. Jochen Rink
MPI für Multidisziplinäre Naturwissenschaften in Göttingen
Wir möchten herausfinden, warum manche Tierarten Körperteile regenerieren können, wir Menschen dagegen nicht. Plattwürmer sind für uns ein ideales Modell, weil sich in dieser Tiergruppe sowohl Arten mit als auch ohne Regenerationsfähigkeit finden.
Prof. Jan Tuckermann
Institut für Molekulare Endokrinologie in Ulm
Grundlagen- und therapeutische Forschung erfordern ein Zusammenspiel verschiedener Ansätze, einschließlich tierfreier Methoden, Computersimulationen und Tierversuche. Erkenntnisse daraus verbessern Ersatzmethoden für die Forschung zum Wohle von Patienten und Tieren.
Dr. Ildiko Racz
Universität Bonn
Da in Tiermodellen die Umwelteinflüsse gut kontrolliert werden und sich die Genforschung auf ausgewählte Aspekte der Alkoholabhängigkeit beschränken lässt, ist die Identifizierung von Risikofaktoren für Sucht nur mit Hilfe von Tiermodellen möglich.
Prof. Gilles Laurent
MPI für Hirnforschung in Frankfurt
The human brain, resulting from 4 billion years of biological evolution, is perhaps the most complex structure in the universe. Understanding how it works is one of the greatest challenges for science. Computer simulations alone will not be enough: we need experiments.
Prof. Martin Falcke
Max Delbrück Center in Berlin
Computermodelle formulieren quantitativ, was wir wissen, sie überprüfen es und zeigen unerwartete Wechselwirkungen. Was wir noch nicht wissen, können diese Modelle nicht enthalten. Deshalb werden Computermodelle noch für viele Jahre Tierversuche nicht ersetzen können.
Prof. Anna K. H. Hirsch
HIPS in Braunschweig
Wir nutzen Labormodelle, um die Anzahl der benötigten Versuchstiere bei der Entwicklung neuer Antiinfektiva zu minimieren. Eine gewisse Anzahl an Tierversuchen ist dennoch nötig, da einige im lebenden Organismus generierte Daten derzeit leider noch unersetzlich sind.
Prof. Rene Tolba
RWTH Aachen
Um den weltweiten Organmangel zu lindern, haben wir eine neue Organkonservierungslösung entwickelt, mit der auch marginale Spenderorgane noch transplantiert werden können. Vor dem Einsatz beim Menschen sind hier Tierversuche notwendig.
Prof. Norbert Hübner
Max Delbrück Center in Berlin
Aus wichtigen Gründen sind Tierversuche für die Entwicklung von Medikamenten gesetzlich vorgeschrieben. Ohne solche gesetzlichen Regelungen gäbe es keine Zulassung neuer und sicherer Medikamente für die Behandlung von Patientinnen und Patienten.
Dr. Jens Puschhof
Deutsches Krebsforschungszentrum in Heidelberg
Wir untersuchen die komplexen Interaktionen von Bakterien und Krebsentstehung. Dazu nutzen wir Organoide, um eine patientenzentrierte Perspektive zu erhalten. Dennoch sind wir bei manchen Fragen auf Mäuse angewiesen.
Prof. Maike Sander
Max Delbrück Center in Berlin
Mit Organoiden und KI machen die Alternativen zu Tierversuchen große Fortschritte. Trotzdem sind Tierversuche unerlässlich: etwa, wenn wir verstehen wollen, wie sich ein Krankheitsprozess, der in einem einzelnen Organ beginnt, auf den ganzen Körper auswirkt.
Ivonne Jeanette Knorr
RWTH Aachen
Ich bilde mich regelmäßig zu 3R-Maßnahmen fort um bestmöglichen Tierschutz zu gewährleisten.
Prof. Thomas Jenuwein
MPI für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg
Während viele der grundlegenden Prinzipien der Epigenetik in Gewebekulturen analysiert werden können, kann die epigenetische Vererbung und der Einfluss auf die Entwicklung nur an ganzen Organismen erforscht werden. Hierfür nutzen wir die Modellsysteme Maus und Fliege.
Dr. Ursula Fünfschilling
Universitätsmedizin Göttingen
Wie steuern Gene und Umwelt die Entwicklung von Organismen? Genetisch verändere Mäuse liefern unersetzliche Erkenntnisse, insbesondere wenn Säuger-spezifische Spezialisierungen wie das hochentwickelte Gehirn oder das Innenohr untersucht werden.
Prof. James Poulet
Max Delbrück Center in Berlin
Erkrankungen des Gehirns sind verheerend und kostspielig, Heilung gibt es selten. Wir müssen verstehen, wie das Gehirn als Ganzes funktioniert. Das kann noch nicht auf einem Supercomputer oder in der Petrischale nachgeahmt werden – Tierversuche sind weiter notwendig.
Prof. Gero Hilken
Universität Duisburg-Essen
Tierversuche sind in der Biomedizinischen Forschung notwendig. Sie haben eine großen Nutzen für Patienten und für Grundlagenforschung und werden nur dort eingesetzt, wo sie unerlässlich sind und nicht durch Alternativverfahren ersetzt werden können.
Heike Harre
MPI für Evolutionsbiologie in Plön
Forschende auf der ganzen Welt arbeiten häufig vernetzt zusammen. So kann ein wichtiger Beitrag zur Verringerung der Versuchstiere geleistet werden, da sich viele Puzzleteile im regen Austausch auch ohne weitere Tierversuche zusammensetzen lassen.
Dr. Julia Steitz
RWTH Aachen
3R beginnt bereits in der Ausbildung. Daher beschäftigen wir uns mit Alternativmethoden in der Aus-, Fort- und Weiterbildung um die Tierzahl zu reduzieren.
Prof. Petra Dersch
Universität Münster
Wir erforschen bakterielle Darminfektionen mit Entzündungs- und Autoimmunreaktionen. Wir nutzen Zellsysteme, um z.B. die Interaktion der Bakterien mit einzelnen Zelltypen zu untersuchen; dennoch sind Tierversuche unverzichtbar.
Prof. Rüdiger Behr
Deutsches Primatenzentrum in Göttingen
Als Stammzellforscher bin ich fasziniert von den Möglichkeiten, die Stammzellen als Ersatz für Tierversuche versprechen. Wenn wir aber die Entwicklung von Organen und Organismen verstehen und daraus neue Therapien ableiten wollen, bleiben Tierversuche unumgänglich.
Dr. Uta Höpken
Max Delbrück Center in Berlin
Wir entwickeln Immuntherapien gegen Krebs. Doch wie finden die T-Zellen ihr Ziel? Können wir Nebenwirkungen vermeiden? Diese Fragen in einem komplexen Organismus zu beantworten, ist ein unerlässlicher Schritt vor der Verträglichkeitsprüfung an Patient*innen.
Stefan Röglin
MPI für Multidisziplinäre Naturwissenschaften in Göttingen
Es ist uns sehr wichtig, dass es unseren Tieren gut geht. Sie leben – wann immer möglich – mit Artgenossen zusammen. Außerdem sind ihre Käfige mit Beschäftigungsmaterial ausgestattet. Die Einrichtung passen wir an die jeweiligen Versuchsbedingungen und die Gruppe an.
Dr. Lisa Ernst
RWTH Aachen
Ich erforsche Belastungen von Versuchstieren um diese sicher erkennen und minimieren zu können.
Dr. Gabriele G. Schiattarella
Max Delbrück Center in Berlin
Angesichts der Komplexität des kardiovaskulären Systems gibt es keine akzeptablen Alternativen, um die Mechanismen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufzuklären. Nur Tiermodelle liefern Informationen, die einzigartig und potenziell klinisch relevant sind.
Anke Schraepler
MPI für Multidisziplinäre Naturwissenschaften in Göttingen
Grundlagenforschung ermöglicht viele Fortschritte in der Human- und Tiermedizin und sogar für den Artenschutz. Voraussetzung ist, dass die Tiere, die eingesetzt werden, gesund sind und sich wohl fühlen. Dafür sorgen täglich unsere Tierpflegerinnen und Tierärztinnen.
Prof. Jochen Hühn
HZI in Braunschweig
Infektionen, insbesondere wenn sie zu Beginn des Lebens erfolgen, können langfristige Folgen auch für ursprünglich gar nicht infizierte Organe haben. Für das Verstehen der komplexen Vorgänge und das Entwickeln von Therapiekonzepten sind wir auf Tierversuche angewiesen.
Dr. Marta Stei
Universitätsklinikum Bonn
Da Tierversuche für die Erforschung neuartiger, lebensrettender Therapien zurzeit noch unverzichtbar sind, müssen bestmögliches Tierwohl und wissenschaftlicher Fortschritt gleichermaßen gewährleistet werden.
Prof. Michael Bader
Max Delbrück Center in Berlin
Fehlfunktionen des Nervensystems, des Immunsystems und der Hormone im Körper lösen die häufigsten Erkrankungen aus. Diese Systeme und ihr Zusammenspiel kann man nicht in Zellkulturen oder auf einem Chip nachbilden. Deshalb bleibt das Tiermodell unersetzlich.
Dr. Manuel Ritter
Universitätsklinikum Bonn
Grundlagenforschung bildet die Basis für die Entwicklung von neuen Therapien. Wir wenden Refinement-Maßnahmen konsequent an und entwickeln diese weiter, um bestmöglichen Tierschutz am Versuchstier zu ermöglichen und um zukünftige Tierversuche zu reduzieren.
Dr. Hanna Hörnberg
Max Delbrück Center in Berlin
Wir analysieren neuropsychiatrische Zustände und suchen neue Behandlungsmethoden. Tierversuche gehen wir mit großer Sorgfalt an. Aber die volle Komplexität des Gehirns und das Zusammenspiel zwischen Genetik und Umwelt kann man derzeit nur an Tiermodellen untersuchen.
Prof. Marcus Jeschke
Deutsches Primatenzentrum in Göttingen
Neueste Therapieansätze zielen auf die Entwicklung von passgenauen, auch genetischen, Verfahren ab. Diese können auch in Zukunft nicht erst im Menschen auf Sicherheit und Funktionalität überprüft werden, sodass wir weiterhin nicht auf Tierversuche verzichten können.
Dr. Enno Klußmann
Max Delbrück Center in Berlin
Wir können keine Versuche mit Menschen machen, um molekulare Mechanismen physiologischer Prozesse zu erforschen. Das analysieren wir zunächst an Zellen. Wer aber komplexe Funktionen eines Organismus verstehen und Medikamente entwickeln will, braucht Tiere.
Prof. Rüdiger Klein
MPI für biologische Intelligenz in Martinsried
Wir brauchen Tierversuche, um verstehen zu können, wie unser Gehirn äußere und innere Reize empfängt, verarbeitet und passende Entscheidungen trifft. Insbesondere kleine Säugetiere wie Mäuse helfen uns dabei sehr, denn ihr Gehirn ist dem des Menschen sehr ähnlich.
Dr. Volker Siffrin
Max Delbrück Center in Berlin
Als Neurologe treffe ich täglich Schwerkranke, die nach zielgenaueren und nebenwirkungsärmeren Therapien fragen. Um ihnen zu helfen, müssen wir zunächst den Körper verstehen – und für einen Tierschutz eintreten, der nicht auf Verbote sondern das Tierwohl abzielt.
Prof. Ulrich Kalinke
TWINCORE Hannover
Bei der Entwicklung neuer Arzneimittel ist die Erprobung im Menschen immer kritisch. Welche Konzentration einer neuen Substanz soll eingesetzt werden und wird sich die Wirkung einstellen? Ohne Tierexperimente wäre die Entwicklung neuer Interventionen unmöglich.
Prof. Nils Brose
MPI für Multidisziplinäre Naturwissenschaften in Göttingen
Für mich ist das Gehirn das faszinierendste Organ des Menschen. Weil es so komplex ist, wird es noch einige Zeit lang unmöglich sein, die Schlüsselfragen zu Hirnerkrankungen ohne Untersuchung am lebenden Tier zu lösen. Wo immer möglich, nutzen wir aber Alternativen.
Dr. Armin Rehm
Max Delbrück Center in Berlin
Wir entwickeln Immuntherapien gegen Krebs. Doch wie finden die T-Zellen ihr Ziel? Können wir Nebenwirkungen vermeiden? Diese Fragen in einem komplexen Organismus zu beantworten, ist ein unerlässlicher Schritt vor der Verträglichkeitsprüfung an Patient*innen.
Dr. Katja Siegeler
RWTH Aachen
Eine Kultur der Fürsorge leben und vermitteln, im Fokus dabei die Wertschätzung von Mensch und Tier, das ist das zentrale Element meiner Arbeit als Tierschutzbeauftragte.
Dr. Niccolo Zampieri
Max Delbrück Center in Berlin
Wir wollen Menschen, deren Motorik wegen einer Erkrankung beeinträchtigt ist, ihre Bewegungsfähigkeit zurückgeben. Milliarden von Neuronen sind im Nervensystem in Schaltkreisen organisiert. Deren Funktion können wir nur mit Tiermodellen verstehen.
Prof. Constanze Seidenbecher
Leibniz-Institut für Neurobiologie in Magdeburg
Mäuse sind empfindsame Tiere. Mit ihnen zu experimentieren, ist ein Privileg und eine Verpflichtung. Wie geht es den Tieren? Sind sie gesund, schmerzfrei und ohne Angst? Würden wir uns diese Fragen nicht täglich stellen, könnten wir die Ergebnisse gar nicht verwenden.
Dr. Jean Laurens
Ernst Strüngmann Institut in Frankfurt
Tierversuche sind die einzige Möglichkeit, das arbeitende Gehirn auf neuronaler Ebene zu beobachten. Ich bin den Tieren dankbar, die es mir ermöglichen, dieses unbezahlbare Wissen zu sammeln. Ich verpflichte mich, sie verantwortungsvoll und liebevoll zu behandeln.
Prof. Bernd Weber
Universität Bonn
Tierversuche spielen in der biomedizinischen Forschung immer noch eine entscheidende und wichtige Rolle. Es ist mir dabei ein persönliches Anliegen, den Tierschutz im Rahmen von Spitzenforschung zu einem wichtigen Ziel zu erklären.
Dr. Gaetano Gargiulo
Max Delbrück Center in Berlin
Wir erforschen tödliche Hirntumore und suchen mit Zellkultur, Bioinformatik und Nagetieren nach Therapien. Das Leben der Tiere ist uns wichtig, wir setzen sie möglichst wenig ein. Es ist derzeit unmöglich, die Komplexität unseres Körpers künstlich nachzubilden.
Prof. Diethard Tautz
MPI für Evolutionsbiologie in Plön
Wir wollen wissen, wie sich Tiere an ihre Umwelt anpassen und wie sie ihre Partner finden. Dies können wir nur herausfinden, wenn wir Tiere ganzheitlich untersuchen.
Dr. Zurna Ahmed
Deutsches Primatenzentrum in Göttingen
Um komplexe Prozesse wie die Entscheidungsfindung im Gehirn zu erforschen, sind derzeit noch Tierversuche notwendig. Dabei ist es für mich selbstverständlich, dass ich den mir anvertrauten Tieren mit größter Sorgfalt und Verantwortung begegne.
Prof. Sofia Forslund
Max Delbrück Center in Berlin
Krankheitsmechanismen und neue Therapien findet die Systembiologie mithilfe von „Big Data“ menschlicher Proband*innen. Aber Korrelation ist nicht gleich Kausalität. Die Ergebnisse müssen an Tieren validiert werden, bevor wir auf der Basis Patient*innen behandeln.
Michael To Vinh
Universitätsklinikum Bonn
In der Grundlagenforschung lassen sich viele Tierversuche leider aufgrund fehlender geeigneter Ersatz- und Alternativmethoden noch nicht ersetzen.
Dr. Andras Bilkei-Gorzo
Universität Bonn
Wir erforschen Darminfektionen mit Entzündungs- und Autoimmunreaktionen. Wir nutzen Zellsysteme, um z.B. die Interaktion der Bakterien mit einzelnen Zelltypen zu untersuchen; dennoch sind Tierversuche aufgrund der Komplexität des Immunsystems unverzichtbar.
Prof. Hans Schöler
MPI für molekulare Biomedizin in Münster
Ich nutze für meine Forschung dreidimensionale Zellkulturen, sogenannte Organoide. Daher weiß ich, dass mit ihnen nur manche Aspekte untersucht werden können. Sie werden auch zukünftig Tierversuche nicht ganz ersetzen können, zum Beispiel in der Entwicklungsbiologie.
Prof. Thomas Willnow
Max Delbrück Center in Berlin
Wir erforschen die Alzheimer-Demenz und ersetzen bereits viele Tierversuche durch Zell- oder Organoidmodelle. Den Einfluss wichtiger Risikofaktoren wie der Ernährung können wir aber nur in einem intakten Organismus untersuchen. Hierfür benötigen wir auch Mausmodelle.
Dr. Sanja Bauer Mikulovic
Leibniz-Institut für Neurobiologie in Magdeburg
Meine Gruppe untersucht, wie Kognition und Emotion im Gehirn zusammenwirken. Da dies nicht mit alternativen Methoden möglich ist, arbeiten wir mit Mäusen. Angesichts der Art unserer Fragen haben Gesundheit und Wohlbefinden der Tiere höchste Priorität.
Prof. Wolf Singer
Ernst Strüngmann Institut in Frankfurt
Zur Entwicklung von Therapien bei neurologischen und psychischen Erkrankungen brauchen wir ein tiefes Verständnis der Funktion gesunder Gehirne. Da der Erforschung menschlicher Gehirne enge Grenzen gesetzt sind, bleiben Tierversuche auf absehbare Zeit unverzichtbar.
Dr. Hanna Schöpper
Universität Bonn
Durch das Zusammentragen und - fassen von Studien als Systematic Review, ermögliche ich anderen Forschenden eine besseren Übersicht über die bereits vorhandenen Daten und trage dazu bei, dass keine unnötigen Versuche gemacht werden.
Team Tierschutz
Universität Bonn
Als Tierschutzbeauftragte, Tierärzt*innen und Tierhausleitung ist es unsere Verantwortung und Aufgabe für alle Tiere an unserem Standort den größtmöglichen Schutz und die besten Bedingungen zu schaffen.
Dr. Hermann Cuntz
Ernst Strüngmann Institut in Frankfurt
Tierexperimente kombiniert mit Computermodellen dienen der Grundlagenbiologie und der angewandten Medizin. Deshalb nutzen wir Computermodelle, um die Wahl der experimentellen Ansätze zu verfeinern und nachhaltig zu einer Reduzierung der Versuchstierzahlen beizutragen.
Prof. Max Happel
Leibniz-Institut für Neurobiologie in Magdeburg
Kognitive Prozesse wie Lernen und Gedächtnis lassen sich nur durch Forschung an lebenden, sich verhaltenden Organismen verstehen. Die Entwicklung von Therapien gegen Nervenerkrankungen wäre ohne die grundlegenden Erkenntnisse aus Tierversuchen nicht möglich.
Prof. Arturo Zychlinsky
MPI für Infektionsbiologie in Berlin
Mein Team und ich untersuchen die systemischen Komplikationen von Malaria. Wir kombinieren Versuche an Mäusen und die Analyse von Proben menschlicher Primaten. Die Ansätze ergänzen sich, können sich aber nicht ersetzen.
Prof. Klaus Rajewsky
Max Delbrück Center in Berlin
Das Verständnis von Krankheitsprozessen und die Entwicklung medizinischer Therapien erfordern Tierversuche. Denn beides schließt die Untersuchung lebender Organismen notwendig ein und Experimente am Menschen sind ethisch unvertretbar.
Prof. Holger Gerhardt
Max Delbrück Center in Berlin
Wir wollen die komplexen Zusammenhänge entschlüsseln, die zur Erkrankung unserer Gefäße führen. Dafür brauchen wir die besten Modelle – auch neuartige Tiermodelle, die tiefere Erkenntnisse mit weniger Tieren ermöglichen.
Prof. Luka Cicin-Sain
HZI in Braunschweig
Tierversuche bleiben ein unverzichtbares Werkzeug, um Infektionskrankheiten zu verstehen und zu bekämpfen. Wir können keine Impfstoffe oder Therapien entwickeln, wenn wir die Wechselwirkungen von Immunzellen im Körper nicht verstehen, und das geht nicht allein durch in vitro Methoden.
Prof. Claus-Michael Lehr
HIPS Saarland
Humane Zellkultur-Modelle helfen uns, molekulare Mechanismen beim Wirkstofftransport zu verstehen. Dennoch bleiben Tierversuche unverzichtbar, bis diese alternativen Modelle vollständig validiert sind, um die Wirksamkeit und Sicherheit neuer Wirkstoffe zu beurteilen.
Prof. Rabea Hinkel
Deutsches Primatenzentrum in Göttingen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit die häufigste Todesursache. Nur Tierversuche werden es uns erlauben, die komplexen Zusammenhänge des Herz-Kreislauf-Systems zu verstehen und daraus neue Therapieansätze zu entwickeln.
Dr. Andreas Lengeling
Max-Planck-Gesellschaft in München
Leider können wir Tierversuche in der Forschung noch nicht vollständig ersetzen. Sie können aber auch dem Tierschutz zugute kommen. So brauchen wir sie für die Entwicklung neuer Behandlungen in der Tiermedizin und zur Ausbildung von Tierärztinnen und Tierärzten.
Prof. Iain D. Couzin
MPI in Konstanz
Wir wollen die Entscheidungsfindung von Tieren in der Natur verstehen und vorhersagen. Durch den Einsatz neuer Technologien in Laborexperimenten können wir zum ersten Mal die komplexen Bewegungen von Individuen in natürlichen Umgebungen messen.
Dr. Mark Cronan
MPI für Infektionsbiologie in Berlin
Mein Team erforscht Tuberkulose. Die Erkrankung betrifft mehrere Organe und löst komplizierte Immunreaktionen aus, die in Zellkulturen nicht nachgebildet werden können. Mit Hilfe von Zebrafischen haben wir neue Erkenntnisse über die Tuberkulose beim Menschen gewonnen.
Dr. Asifa Akhtar
MPI für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg
Viele Proteine bei Mensch und Fliege weisen große Gemeinsamkeiten auf. Vor kurzem haben wir entdeckt, dass eine Mutation in einem Protein, an dem wir in der Fliege arbeiten, für die Entstehung einer neurologischen Entwicklungsstörung beim Menschen verantwortlich ist.
Dr. Jennifer Li & Dr. Drew Robson
MPI für biologische Kybernetik in Tübingen
In den letzten Jahren wurden Technologien entwickelt, um Nervenzellen zu untersuchen, ohne das Verhalten von Tieren zu stören. Unser Labor hat ein Mikroskop entwickelt, das die neuronale Aktivität im Gehirn von Zebrafischen aufzeichnen kann, während sie schwimmen.
Prof. Johannes Beckers
Helmholtz Zentrum in München
Epigenetische Vererbung trägt zur Diabetes-Pandemie bei. Nur Tiermodelle ermöglichen es, zu erforschen, wie der Lebensstil der Eltern über Spermien und Eizellen das Diabetesrisiko der Nachkommen beeinflusst – ein Schlüssel für neue Präventionsstrategien.
Prof. Olivia Massek
Universität Bremen
Frei nach Feynman „What I cannot create, I do not understand“: Komplexe Prozesse wie Kognition sind noch nicht vollständig verstanden. Tiermodelle sind nötig, um Hypothesen zu testen und Mechanismen zu entschlüsseln, die im menschlichen System noch unzugänglich sind.
Prof. Georg Krausch
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Medizinische Innovationen beruhen oft auf tierexperimenteller Forschung. So wäre die Corona-Impfstoff-Entwicklung ohne Tierversuche unmöglich gewesen. Die Wissenschaft hat angesichts ihrer ethischen Verantwortung gegenüber dem Tier strikte Standards dafür etabliert.