Jährlich erkranken weltweit mehr als 20 Millionen Menschen an Krebs. Trotz jahrzehntelanger Forschung sind die zugrunde liegenden Mechanismen von Krebserkrankungen noch nicht vollständig entschlüsselt. Der Film von Tierversuche verstehen zeigt, wie moderne Stammzellforschung neue Hoffnung schafft – und welche wichtige Rolle Tierversuche spielen, um Krebs besser zu verstehen und neue Therapieansätze zu entwickeln.
Stammzellen sind entscheidend für die Regeneration von Gewebe – sie reparieren und erneuern geschädigte Strukturen im Körper. Doch gerade weil sie so langlebig und teilungsfähig sind, können sie auch zum Ausgangspunkt von Krebserkrankungen werden. Wenn sich eine erste Mutation in einer Stammzelle bildet, wird diese an alle nachfolgenden Zellen weitergegeben. So kann sich eine Krebsvorstufe entwickeln, die durch weitere genetische Veränderungen schließlich zu einem Tumor heranwächst. Eine besondere Rolle spielen dabei sogenannte Krebsgene: Sie können tausende neuer Mutationen auslösen und das Wachstum des Tumors zusätzlich beschleunigen.
Eine zentrale Fragestellung der Krebsforschung ist, warum fehlerhafte Stammzellen besonders oft resistent gegen Behandlungen bleiben. Ein besseres Verständnis ihrer Widerstandsfähigkeit könnte eine Entwicklung gezielter, individueller Therapieansätze ermöglichen. Das Labor von Prof. Andreas Trumpp am Deutschen Krebsforschungszentrum widmet sich genau diesen Fragen. Dabei setzen die Forschenden unter anderem auf Organoide. Das sind winzige, aus Stammzellen gezüchtete Zellstrukturen, die in der Kulturschale wachsen. Sie erlauben es, Prozesse wie Zellteilung und Zelltod detailliert zu untersuchen. Allerdings gibt es auch Grenzen dieser Methode: Organoide bilden nicht die gesamte Komplexität eines Tumors im menschlichen Körper nach.
Tierversuche sind wichtig für die Entwicklung neuer und sicherer Therapien
„Um wichtige Fragen [in der Krebsforschung] zu beantworten, braucht es weiterhin Tierversuche“, sagt auch Karin Mölling im Interview. Sie gilt als Pionierin in der Krebsforschung und entdeckte bereits in den 1980er-Jahren verschiedene Krebsgene. Tierversuche bilden bisher die Grundlage für klinische Studien am Menschen und spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung neuer, sicherer Behandlungsmethoden. Allerdings sind Tierversuche aufwändig, kostenintensiv und langwierig. Dazu kommt das ethische Dilemma, tierisches Leid gegen menschliches Leid abwägen zu müssen. Es gibt also viele gute Gründe, Tierversuche so weit wie möglich zu vermeiden. In der Krebsforschung fehlt jedoch bislang häufig eine gleichwertige Alternative: „[Forschende] wären die Ersten, die auf Tierversuche verzichten würden, wären die Ersatzmethoden tatsächlich gleichwertig – das ist leider nicht der Fall“, erklärt Trumpp.
Der neue Film bietet spannende Perspektiven auf das Thema Krebsforschung und die Chancen und Grenzen der verschiedenen Forschungsmethoden, die uns aktuell zur Verfügung stehen. Wenn Sie neugierig geworden sind und sich weiter über Krebsforschung informieren möchten, finden Sie hier den Beitrag „Tierversuche mit Mäusen legen Grundlagen für neue Krebstherapien“.