Oberstufenschüler aus Bottrop erkunden Versuchstierhaltung

Wie leben Versuchstiere? Haben sie anhaltend Schmerzen? Und: Wie werden Mäuse getötet? Die Fragen der 21 Oberstufenschüler des Josef-Albers-Gymnasiums in Bottrop bei der Führung durch das Zentrale Tierlaboratorium in Essen hatten es in sich. Darauf konnte Prof. Dr. Gero Hilken, der Leiter und Tierschutzbeauftragte der Einrichtung, fundiert antworten und gleichzeitig mit überholten und falschen Vorstellungen aufräumen.

Dieser Einblick in die Haltung von Versuchstieren war für den Biologiekurs alles andere als alltäglich. Im weitläufigen Tierlaboratorium, das zur Universitätsklinik Essen gehört, sahen die jungen Frauen und Männer, wie dort Ratten und Mäuse, Schweine, Kaninchen sowie Krallenfrösche gehalten werden. Hilken erklärte den 15- bis 16-Jährigen beim Rundgang, wie sich die Pflege beispielsweise eines Hausschweins grundlegend von der Haltung von Nagetieren unterscheidet.

Tierversuche Thema im Biologie-Unterricht

Vor dem Besuch hatten die Gymnasiasten im Unterricht über das Thema Tierversuche diskutiert. Viele seiner Mitschüler seien zunächst skeptisch gewesen und hätten Zweifel an dem Sinn von Tierversuchen gehabt, erzählte einer der Schüler. „Anfangs war ich der einzige, der sich dazu positiv geäußert hat“, sagte der 16-Jährige. Über die Hintergründe hatte er sich in TV-Dokumentationen informiert. „Tierversuche sind einfach nötig, wenn man neue Arzneimittel entwickeln möchte“, war der Oberstufenschüler überzeugt.

Die Schüler des Biologiekurses des Josef-Albers-Gymnasiums aus Bottrop hatten im Unterricht über das Thema Tierversuche gesprochen. An der Universitätsklinik sahen sie, wie Versuchstiere gehalten werden.

Damit Versuche an Tieren überhaupt durchgeführt werden können, müssen die verwendeten Mäuse, Ratten oder Schweine ihren Bedürfnissen gerecht versorgt werden. Die Arbeit der Tierpfleger, das wurde den Schülern bei der Führung deutlich, ist anspruchsvoll. Jede Tierart fordert auf unterschiedliche Art und Weise einen sensiblen Umgang: Manche Tiere sollten besser in der Gruppe, andere wiederum allein gehalten werden. Die einen brauchen Licht und Auslauf, die anderen bevorzugen Dunkelheit und Versteckmöglichkeiten. Dies und vieles mehr konnten die jungen Frauen und Männer im Tierlaboratorium lernen. Während ihrer Runde stellte eine der Schülerinnen fest: „Den Tieren hier geht es eigentlich ganz gut.“

Leid der Tiere so gering wie möglich

Doch Versuchstier bleibt Versuchstier. Nur die wenigsten verlassen das Labor lebend. Hunde, Schafe oder Kaninchen können zum Beispiel später an Privatpersonen oder Zoos vermittelt werden. Die gentechnisch veränderten Mäuse in Essen dagegen dürfen aufgrund von gesetzlichen Bestimmungen nicht freigelassen werden. „Es fällt niemandem leicht, Tiere letztlich zu töten“, sagte Hilken und er betonte: „Unsere Mitarbeiter sind Tierpfleger, weil sie Tierliebhaber sind.“ „Ist es nicht unfair, dass diese Tiere sterben müssen?“, fragte eine Schülerin. Aus Sicht des Tierschutzbeauftragten eine berechtigte Frage. Den Vorstoß, ein „Altersheim für Versuchstiere“ einzurichten, hatte es laut Hilken gegeben. „Jedoch hat das zuständige Ministerium diesen Vorschlag aufgrund der hohen Kosten für notwendige Tierhaltungsbauten abgelehnt“, so der Tiermediziner.

Tierversuche müssen bei einer staatlichen Behörde genehmigt werden. Im Genehmigungsverfahren überprüft die Behörde und die behördliche Tierversuchskommission („§15-Kommission“), dass bei allen Versuchen Schmerzen, Leiden und Schäden für die Tiere soweit wie möglich reduziert werden. „Unser Ziel ist es, gute Wissenschaft zu ermöglichen und das Leid der Tiere so gering wie möglich zu halten“, betonte Hilken zum Schluss. Auch würden Versuche, bei denen Tiere stark belastet und z. B. dauerhaft Schmerzen empfinden, nicht genehmigt. Darum ärgert es den Tierschutzbeauftragten, wenn vielfach ein anderes Bild vermittelt werde. Bei allen schmerzhaften Eingriffen würde so lange Schmerzmittel verabreicht, bis der Schmerz aufgehört hat. Ein mit den Behörden abgestimmtes sogenanntes Schmerzmanagement entspricht beim Menschen einer Therapie, die Schmerzen auf ein erträgliches Maß beschränkt.

Die Schüler haben sich jedenfalls ein eigenes Bild von der Versuchstierhaltung gemacht. Einer von ihnen zieht sein Fazit: „Die Haltung ist viel harmloser, als ich mir das vorher vorgestellt habe. Und es leuchtet mir ein, dass Tierversuche notwendig sind.“

Über ihre Eindrücke beim Besuch im Zentralen Tierlaboratorium hat eine Schülerin des Biologie-Kurses einen Bericht für die Homepage des Josef-Albers-Gymnasiums geschrieben.

Update: Dieser Bericht wurde gegenüber seiner ursprünglichen Version durch die Beschreibung des Genehmigungsverfahrens und des Schmerzmanagements ergänzt.

Thema Tierversuche für Schüler und Lehrer

  • „Tierversuche verstehen“ vermittelt auf Anfrage Führungen für Schüler und Lehrer in wissenschaftlichen Einrichtungen, die biomedizinische Forschung betreiben.
  • Bei Interesse an einem Einblick in die Haltung von Versuchstieren und der Forschung mit Tieren können sich Lehrer gerne an TVV (info@tierversuche-verstehen.de) wenden.
  • Weitere Informationen zu Referentenvermittlung und Material für den Unterricht gibt es auf der Seite für Schüler und Lehrer.
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