Zum fünften Mal legt die Initiative Tierversuche verstehen anlässlich des Tages des Versuchstiers am 24. April den „Kompass Tierversuche“ (PDF) vor. Die umfangreiche und aufwändig recherchierte Broschüre ist eine Navigationshilfe für die Vielzahl von Daten zu Tierversuchen. Die Statistik zu den Versuchstierzahlen in Deutschland wird jährlich vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) veröffentlicht. Was steckt hinter diesen Zahlen- und Prozentwerten? Der „Kompass Tierversuche“ hilft mit übersichtlichen Schaubildern, die Statistiken besser zu verstehen.
Auf knapp 50 Seiten bereitet der „Kompass Tierversuche“ die Statistiken mit hilfreichen Zusatzinformationen und Grafiken verständlich auf. Dabei liefert er weitaus mehr als reine Vergleiche zu den Vorjahren. Texte und Darstellungen richten sich vor allem an die interessierte Öffentlichkeit, aber auch an die Wissenschaft, Politik und Medien.
Warum werden in den USA nicht alle Versuchstiere gezählt?
Zur Orientierung und Einordnung gehört auch der Blick über die Grenzen hinaus. Diesmal geht dieser Richtung USA. Seit 2022 müssen Medikamente dort nicht mehr zwingend an Tieren getestet werden. Dafür wurden die USA von einigen Interessengruppen als Vorbild für Europa gepriesen. Doch wussten Sie, dass eine solche Regel in Europa schon seit 2001 gilt? Der Kompass 2025 beleuchtet Unterschiede in der Erfassung und Regulierung von Tierversuchen in den USA und Europa. Ein markantes Beispiel ist die Zählung der Versuchstiere: In den USA werden jährlich knapp 800.000 Tiere statistisch erfasst – Mäuse, Ratten und Vögel sowie kaltblütige Wirbeltiere wie Fische, Reptilien und Amphibien werden explizit nicht gezählt. Deren Zahl wird auf rund 7 Millionen geschätzt. Darüber hinaus fehlen einheitliche Tierversuchsrichtlinien, wie sie in der EU gelten, und eine behördliche Genehmigungspraxis. Denn in den USA regeln Forschungseinrichtungen die Genehmigung und Überwachung von Tierversuchen selbst.
Hunde in der Forschung – kleine Zahlen, große emotionale Diskussionen
Hunde gehören zu den Versuchstieren deren Einsatz besonders emotional diskutiert wird. Dabei ist die tatsächliche Zahl der Hunde, die in der Forschung in Deutschland verwendet werden, relativ gering. Drei von vier dieser Tiere werden in der tiermedizinischen Forschung eingesetzt, wo sie einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung von Therapiemethoden für verschiedene Krankheitsbilder leisten.
Seit ein paar Jahren sinken die Versuchstierzahlen – was steckt dahinter?
Das 3R-Prinzip (Replace, Reduce, Refine) wirkt wie ein Bremsschirm auf die Zahl der Versuchstiere. Unsere Analyse zeigt, dass deren Anzahl bereits vor der sichtbaren Abnahme in Statistiken sank, wenn man sie vor dem Hintergrund eines steigenden Forschungsaufkommens betrachtet. Die Sichtbarkeit dieses Rückgangs wurde von einer zunehmenden Zahl an Forschungsprojekten überlagert. Eine wichtige und aktuelle Frage ist nun, ob der Rückgang allein auf das Ersetzen von Versuchstieren zurückzuführen ist oder ob er zum Beispiel auch aus der Verlagerung von Tierversuchen in Drittstaaten außerhalb Deutschlands und der Europäischen Union resultiert.
Wie kann Künstliche Intelligenz helfen, Tierversuche zu reduzieren?
Künstliche Intelligenz (KI) spielt eine zentrale Rolle im 3R-Prinzip und hat das Potenzial, in den kommenden Jahren einen Beitrag zur Reduktion von Tierversuchen zu leisten – insbesondere in Bereichen wie der Medikamentenentwicklung. Trotz vielversprechender Entwicklungen und der damit verbundenen Chancen für die Forschung bleiben jedoch Herausforderungen bestehen, die im Beitrag ausführlich diskutiert werden.
Zum Abschluss bietet der Kompass 2025 auch in dieser Ausgabe wieder einen Einblick in wegweisende Forschungsergebnisse, die nicht nur das Potenzial haben, den medizinischen Fortschritt voranzutreiben, sondern auch neue Perspektiven für den Tierschutz und die Reduktion von Tierversuchen eröffnen.
Letztlich zeigen diese Themen, dass Tierversuche in der Öffentlichkeit oftmals sehr emotional diskutiert werden. Die Initiative Tierversuche verstehen will deshalb mit dem Kompass Tierversuche Fakten leicht verständlich präsentieren, um zu einer sachlichen Debatte in der Öffentlichkeit beizutragen. Die Broschüre anhand von QR-Codes auch vielfältiges Zusatzmaterial auf der Webseite.
Der Kompass Tierversuche 2025 zum Lesen:
Hintergrundinformationen zu den Artikeln:
- Forschungsort Zoo (S. 6)
- Kleine Zahlen, großer Nutzen – wegweisend für die Tiermedizin (S.10)
- Rätsel Versuchstierzahlen: Weniger Tiere trotz wachsender Forschung. (S. 14)
- Tierversuche in den USA: Vorbild – oder Nachzügler? (S. 18)
- So hilft Künstliche Intelligenz schon heute, Tierversuche zu reduzieren (S. 22)
- Highlights aus der Forschung (S. 25)
Referenz:
DOI: 10.17617/1.cfaw-ft12
https://doi.org/10.17617/1.cfaw-ft12