Der Kompass 2025 bietet auf den Seiten 18 bis 21 einen Einblick in den Tierschutz der USA. Ein markanter Unterschied zu den Regelungen in Deutschland ist die Zählung der Versuchstiere: In den USA werden jährlich nahezu 800.000 Versuchstiere offiziell erfasst – Mäuse, Ratten, Vögel, Fische, Reptilien und Amphibien werden explizit nicht gezählt. Ihre Zahl wird auf etwa 7 Millionen geschätzt. Darüber hinaus fehlen behördliche Genehmigungen von Tierversuchen, wie sie in der EU die Regel sind. Bei den Vorschriften für Tierversuche zu kosmetischen Zwecken variiert die Rechtslage zwischen den US-Bundesstaaten erheblich. Weiterhin widmet sich der Überblick auch den Bestrebungen der USA und Europas, Alternativmethoden zu fördern, und beleuchtet die daraus resultierenden Perspektiven für die Zukunft von Tierversuchen in der Forschung.
Harte öffentliche Kritik von Tierschützern
Seit der Regierung Trump II werden die National Institutes of Health (NIH) der USA öffentlich häufig kritisiert, unter anderem wegen ihres Vorgehens während der Corona-Pandemie. Tierschützer unter den Kongressabgeordneten üben zum Teil harte Kritik an den NIH – wegen der Regelungen bei Tierversuchen. Die Vorwürfe ähneln den Argumentationen in Deutschland: 95 % der Tierversuche sind angeblich überflüssig, weil sie nicht auf den Menschen übertragbar seien und nicht unmittelbar zur Entwicklung von Medikamenten führen.
Das NIH-Budget liegt derzeit bei 48 Milliarden US-Dollar (Stand Oktober 2024), verteilt auf externe Forschungsförderung (83 %), eigene Labore (11 %) und administrative Kosten (6 %). Seit 2023 stagniert die Finanzierung durch die Decklung von Budgets (Continuing Resolutions), wobei Inflation und wegfallende Sondermittel zu realen Kürzungen führen. Die aktuelle Regierung hat angekündigt, 4 Milliarden Dollar (ca. 8,3 %) zu streichen. Dies würde vor allem Grundlagenforschung zu Krebs, Herzerkrankungen und neurologischen Störungen treffen. Aus diesen Gründen sind die Kürzungs-Pläne gerichtlich vorerst gestoppt. Begründung: sie gefährden lebenswichtige Forschung zu Krebs oder Herzerkrankungen. Auch Programme wie All of Us (Präzisionsmedizin) und die BRAIN Initiative könnten eingestellt oder stark reduziert werden. Auch Forschungsprogramme zur Gesundheit mit dem Hintergrund LGBTQ und DEI (Diversity, Equity, Inclusion) sollen gekürzt oder gestrichen werden. Falls die geplanten Kürzungen durchgesetzt werden, ergibt sich laut Wissenschafts-Journalen eine Verlagerung von Mitteln weg von der Grundlagenforschung hin zu politisch priorisierten Themen.

Meilensteine des Tierschutzrechts
Die US-amerikanischen Gesetze Animal Welfare Act of 1966, Federal Food, Drug, and Cosmetics Act of 1938 und der FDA Modernization Act von 2022 zählen in den USA zu Meilensteinen des Tierschutzrechts, weil sie wichtige Grundlagen geschaffen haben, die den Umgang mit Tieren in Forschung, Medizin und Industrie nachhaltig verändert und verbessert haben – auch über die USA hinaus.
Der Animal Welfare Act von 1966 war das erste umfassende Gesetz in den USA, das Mindeststandards für die Haltung, Pflege und Behandlung von Tieren in Forschung, Transport und Handel festlegte. Er schuf ein Bewusstsein für das Wohlergehen von Versuchstieren und diente international als Vorbild.
Der Federal Food, Drug, and Cosmetic Act von 1938 verpflichtete Unternehmen erstmals dazu, die Sicherheit ihrer Produkte – etwa Medikamente und Kosmetika – zu testen, bevor sie auf den Markt kamen. Das führte zu einer starken Zunahme von Tierversuchen, was wiederum langfristig die Diskussion über Alternativen und strengere Tierschutzstandards befeuerte.
Der FDA Modernization Act von 2022 erlaubt unter bestimmten Bedingungen, auf Tierversuche zu verzichten, wenn moderne, tierversuchsfreie Methoden wie Organ-on-a-Chip oder Computersimulationen verfügbar sind. Das ist ein großer Fortschritt für den Tierschutz und wird international als Signal für einen Paradigmenwechsel gesehen. In Europa gab es dieses Vorgehen bereits Jahrzehnte zuvor.
Zusammen mit europäischen Regelwerken – etwa der EU-Tierversuchsrichtlinie oder dem Verbot von Tierversuchen für Kosmetik in der EU – bilden diese Gesetze wichtige Etappen auf dem Weg zu mehr ethischer Verantwortung im Umgang mit Tieren in der Wissenschaft.