Katalin Karikó im Portrait – Der beschwerliche Weg zum Nobelpreis 

Was, wenn es keinen Ausweg aus der Corona-Pandemie gegeben hätte? Inmitten einer großen Verunsicherung auf der ganzen Welt brachte die bahnbrechende Forschung von Katalin Karikó auf dem Gebiet der mRNA-Technologie die entscheidende Wende. Ihre Arbeiten ermöglichten die rasche Entwicklung mRNA-basierter COVID-19-Impfstoffe. Diese retteten nicht nur Millionen von Leben, sondern ebneten auch den Weg aus einer weltweiten Gesundheitskrise. Als grundlegende Wegbereiter für diese revolutionäre mRNA-Technologie wurden Katalin Karikó und Drew Weissman 2023 mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet. 

Die Initiative „Tierversuche verstehen“ veranstaltet zum 4. Mal den Schülerwettbewerb „Triff die Nobelpreisträgerin!“. Diesmal habt Ihr die einmalige Gelegenheit, die außergewöhnliche Wissenschaftlerin Katalin Karikó persönlich zu treffen. Nutzt diese Chance, um Eure Fragen an eine Pionierin der mRNA-Forschung zu richten. Ihre Arbeit hat nicht nur die moderne Medizin revolutioniert, sondern auch zahlreiche zukünftige Möglichkeiten für die Grundlagenforschung und die Entwicklung weiterer, neuer Therapieansätze eröffnet. 

Nach schwierigen Jahren in der Forschung gibt der Erfolg ihrer Arbeit Katalin Karikó Recht. Foto: Peggy Peterson Photography

Schon früh in ihrer Kindheit war Katalin Karikó von der Wissenschaft fasziniert. Aufgewachsen in Ungarn, studierte sie Biologie an der Universität Szeged und promovierte dort in Biochemie in den frühen 1980er Jahren. Doch die Möglichkeiten, ihre Forschung in Ungarn fortzusetzen und weiterzuentwickeln, waren begrenzt. Es gab zu diesem Zeitpunkt noch eine starke Trennung zwischen dem kommunistischen Ost- und dem demokratischen Westeuropa. In einem Land hinter dem Eisernen Vorhang war es mühsam, Labormaterial zu beschaffen. Das Forschungszentrum, in dem Karikó neben ihrem Studium arbeitete, verlor 1985 seine Finanzierung und sie fasste den Entschluss, ihrer Heimat vorerst den Rücken zu kehren.

Zusammen mit ihrem Ehemann, der zweijährigen Tochter und einem Teddybären, in dem sie zusätzliches Geld bei der Ausreise schmuggelte, führte sie ihr weiterer Forschungsweg in die USA. Auch dort verfolgte sie eine schwierige und oft von Rückschlägen geprägte Karriere. Ihre Forschung blieb zunächst weitgehend unbeachtet. Trotz mangelnder Unterstützung für ihre Ideen blieb Karikó standhaft in ihrer Überzeugung, dass die mRNA das Potenzial habe, neue Wege in der Medizin zu eröffnen. 

Aber wenn man Wissenschaftler ist, muss man ständig mit Misserfolgen kämpfen und Probleme lösen. (am 6. Dezember 2023 Interview während der Nobel-Woche in Stockholm) 

In den frühen 2000er Jahren gelang Katalin Karikó gemeinsam mit ihrem Forschungspartner Drew Weissman an der Universität von Pennsylvania ein wissenschaftlicher Durchbruch, der die Medizin später auf neue Wege führen sollte.  

Forschungspartner und gemeinsame Nobelpreisträger: Katalin Karikó mit Drew Weissman Foto: Peggy Peterson Photography

Da die im Reagenzglas hergestellte mRNA anders als mRNA aus Säugetieren unerklärliche Entzündungsreaktionen hervorrief, begann die Suche nach der Ursache dieses Unterschieds. Die Lösung fanden die beiden in einem der vier chemischen RNA-Bausteine – dem Uridin. Karikó und Weismann ersetzten es durch eine Art künstliches Uridin und die Entzündungsreaktion blieb aus. Sie hatten also eine Methode entwickelt, um mRNA so zu modifizieren, dass sie im menschlichen Körper als wirksame Impfung agieren konnte. 

2013 fing Karikó bei dem Biotechnologieunternehmen BioNTech an  – ein zu der Zeit erst aufstrebendes junges Unternehmen, welches weder eine eigene Internetseite noch ein zugelassenes Medikament besaß3. Das Unternehmen forschte zu diesem Zeitpunkt an der mRNA-Technologie. Katalin Karikó spielte hier eine Schlüsselrolle bei der Weiterentwicklung. Zu Beginn lag das Augenmerk auf der Entwicklung von Impfstoffen gegen Krebs4. Anfang 2020 aber brachte das neuartige Corona-Virus die Welt zum Stillstand, und gleichzeitig gewann die Forschung für einen Impfstoff gegen den grassierenden Krankheitserreger an rasanter Geschwindigkeit.  

Karikós Zusammenarbeit mit BioNTech ermöglichte die beispiellos schnelle Entwicklung des weltweit ersten mRNA-basierten COVID-19-Impfstoffs. Dank ihrer Forschung konnte die mRNA-Technologie schon bald im großen Maßstab eingesetzt werden. Dies ermöglichte eine massenhafte Produktion und Verabreichung von Impfstoffen, die schließlich weltweit Millionen von Menschenleben retteten.  

Nach den zahlreichen Rückschlägen zu Beginn ihrer Karriere als Forscherin ist Karikó nun für ihre grundlegenden Beiträge zur mRNA-Technologie weltweit bekannt. Der Höhepunkt ihrer Anerkennung: 2023 erhielt sie gemeinsam mit Drew Weissman den Nobelpreis für Medizin. Ihre Arbeit hat eine neue Ära in der Impfstoffentwicklung eingeläutet und eröffnet vielfältige therapeutische Möglichkeiten – von Impfstoffen gegen weitere Infektionskrankheiten bis hin zu neuen Ansätzen in der Krebsbehandlung und der Therapie genetischer Störungen. Heute lehrt Karikó als Professorin sowohl an der Universität Pennsylvania in den USA als auch an der Universität Szeged in Ungarn – dort, wo sie als junge Biologie-Studentin ihre Karriere begann.  

Einen Eindruck von der Persönlichkeit Katalin Karikós und ihrer Forschung vermittelt ihre „Nobel Lecture“ – der öffentliche Vortrag den jede/r Nobelpreisträger/in hält, wenn der Preis überreicht wird (in englischer Sprache). 

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